Leidenschaft ff.

Wie schade für Sie, liebe Leser:innen, dass auf dieser Website die persönlichen und privaten Dinge des Norbert W. Schlinkert immer nur verklausuliert auftauchen. Nicht etwa, dass ich der Ansicht wäre, meine Angelegenheiten würden die Welt zwingend über die Maßen bereichern. Keineswegs. Wie schreibt noch bersarin, dessen Website ich oft besuche, in seinem Über mich selbst/Ich ist ein anderer: „Wir erzeugen die Texte und die Strukturen innerhalb derer wir unsere Diskurse gruppieren. Wir sind das Fleisch von Eurem Fleische und Euch doch gänzlich unähnlich. Wir sind die Engel der Vernichtung und wir schreiten durch Eure Schlafzimmer, wenn Ihr nicht mit uns rechnet. Wir entfachen das Feuer und die Glut. Aber wir löschen Euch nicht, wenn Ihr verbrennt. Wir sind der kalte Blick, der die Welt als eine Struktur sieht.“ Man beachte, neben dem Sinnhaften selbstverständlich, auch und besonders das vielsagende „Wir“, und wo sollte denn dieses „Wir“ herkommen, frage ich, wenn nicht jeder einzelne der schreibenden Seelen seinen Teil dazu beitrüge, aus sich selbst schöpfend, so wie er oder sie es eben vermag. Auch auf ein „Wir“ zielt der Schriftsteller Tomás Ó Criomhthain , wenn er sagt “… mar ná beidh ár leithéidí arís ann” – “… denn unseresgleichen wird es nie wieder geben.” Da bleibt uns doch gar nichts anderes übrig, als jetzt leidenschaftlich zu leben, wirklich zu leben! Und lebt man nicht auch in den Zeiten wirklich, in denen es einem schlecht geht, weil Leidenschaft leben immer heißt, sich verletzbar zu machen, angreifbar zu sein, eine offene Flanke zu haben! Und zeigt dies nicht auch, wie vertrauensvoll man sein will, sein kann, wenn man sagt, ich weiß, du kannst mich verletzen, da wo ich ungeschützt mich zeige, aber ich glaube, du wirst es nicht tun, weil du mir so viel bedeutest. Geschieht es aber doch, so weiß man zu schätzen, dass die deutsche Sprache in ihrer ihr innewohnenden Weisheit das Wörtchen „Leiden-schaft“ für all dies gewählt hat, denn mit dem französischen Passion verbindet sich nichts dergleichen, für mich jedenfalls nicht. Wie schrieb bersarin im Kommentar zu meinem kleinen Beitrag Leidenschaft ganz richtig: „Man muß einmal Emotionen gehabt haben, um dann emotionsfrei, und das heißt der Sache gemäß in der Konstruktion ruhend, schreiben zu können.“ Nunja, immerhin denke ich jetzt ruhig über meine Leidenschaft nach und schreibe eben dies hier hin, ohne mehr zu verraten als das, was leidenschaftliche Menschen ohnehin wissend zu ergänzen vermögen – eben dies bedeutet ja dieses „Wir“.

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