… und das ist ja gemeinhin die beste Voraussetzung, etwas Weltbewegendes zu schreiben. In Wirklichkeit fällt mir natürlich immer was ein, doch soll ich Perlen vor die Säue werfen, das frage ich mich, das frage ich mich immer, und die Antwort ist auch immer die gleiche, nämlich ja, darum geht’s doch, Perlen vor die Säue, aus lauter Anmaßung, damit den Säuen das zuteil wird, was der Säue ist – oder so. Kann natürlich alles gegen mich verwendet werden, keine Frage, doch man sollte mir zugute halten, daß ich kürzlich meinen Roman beendet habe und nun nicht weiß, noch nicht wissen kann, ob er lebensfähig ist, oder ob er elendig verenden wird. Da bin ich natürlich angespannt, da geht mir die Lebensfreude flöten, da werden kleine Probleme zu großen und so weiter und immer so fort, es ist ein innerer Krieg, der nicht zu erklären und auch nicht zu gewinnen und bei dem auf nichts anderes zu hoffen ist als auf ein deus ex machina. Einige andere, frühere Romantexte sind nämlich jahrelang vor sich hin gestorben, die habe ich dann, bis auf einen, der im Koma liegt, also bei einem Verlag, auf Veröffentlichung wartend, alle vernichtet, ich habe ihnen den Gnadenstoß verpaßt, die Datein gelöscht, die Ausdrucke zerrissen und in die Tonne gekloppt, der Autor frißt seine Kinder, weil er es kann, weil er … tatsächlich und wirklich wahr: heute fällt mir aber auch wirklich nix ein!
Lieber Norbert,
beim Lesen Ihres Textes fiel mir eben das Wort „Entrüstung“ ein. Und wie attraktiv dieser Zustand doch eigentlich sein könnte: ent-rüstet zu sein. Wenn er nur nicht so anfällig machen würde.
Herzliche Grüße!
Phyllis
Ich hätte, liebe Phyllis, eher gedacht, daß „Entrümplung“ das Wort wäre, das aus der Textur am Ende herausfällt. Tja, Entrüstung!? Den Schutzpanzer von sich werfen und sich dem Kampf stellen, das macht anfällig, da haben Sie recht, doch ist es sicher immer noch besser, denke ich, als in seiner Rüstung festzufaulen. Schließlich ist Bewegung alles!
Mit herzlichen Grüßen aus der Großstadt,
Norbert