Träschsch ist ein alter Text, ein Extrakt aus Der Bildermacher, begonnen 1996 und seitdem in Arbeit, in progress. Ganz anders etwa als Stadt, Angst, Schweigen ist Träschsch aber kein „Fließtext“ wie eben jener, sondern ein gleichsam atemloser, ein in unruhigem Wechsel rhythmisierter Text, ein Gebilde mit Brüchen und Rissen, ein Ich, das schreibt.
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Der Tote kommt mir bekannt vor. Sicher war er auf der Party. Die sommerliche Kleidung. Ein toter Mann. Tot. Ein toter Mensch. Auch das Geschlecht tiefgefroren. Ich kann nicht einschlafen in Annas Zimmer. In der unbequemsten Position im Sessel, dort schlafe ich ein. Ich stehe auf und gehe zurück ins Wohnzimmer, es ist tiefe Nacht, ich werde ein wenig gehen. Ich gehe also vom Kamin zur Terrassentür, von der Terrassentür zum Tisch, vom Tisch zum Kamin und so weiter und so weiter. Ich liege wieder in Annas Bett. Ich kann nicht einschlafen. Es ist heiß. Mir dröhnen die Ohren. Ich stehe auf und öffne ihren Kleiderschrank. Höschen, BHs, Söckchen, Strumpfhosen, halterlose Strümpfe, Bodys, Parfümproben. Nuttenkostüme, Nuttenschuhe. Rot und blau. Mit den Nuttenkostümen könnten wir eine Menge Geld verdienen, sagte ich. Sauf einfach weniger, sagte sie und warf mich hinaus. Ich liebe Anna, natürlich, aber sie hat ihre schlechten Seiten. Manchmal nehme ich ihre Unterwäsche aus dem Schrank und lege sie auf das Bett, so dass sie nur noch hineinschlüpfen müsste. Heute nicht. Doch sie wird zurückkommen. Selbstverständlich. Ich erwarte sie, und wenn morgen wieder der graue Waldrand hinter dem Monitor auftaucht, dann werde ich die dumme Frage des Computers, ob ich die Datei wirklich löschen will, mit Ja beantworten. Ja. Ich will. Ja. Dann wird sie wieder hier sein. Wird sie eine andere sein als vorher? Nein. Sie wird wieder die meine sein. Erst dann lösche ich diese Datei. Diesen Text.