Lange Zeit dachte ich bei der Zahl 1000, in Worten: Tausend, ausschließlich an tausendjährige Zeiträume. Der Hoffnung, des Grauens, was und wie auch immer. Hier und da rückten zwar auch tausendjährige Eichen in mein Bewusstsein und die Tausendjahrfeiern der ein oder anderen Stadt, aber das blieb immer nebensächlich. Dann aber sprang mich der erste Tausendseiter meines Lebens an, ein berühmter Roman, den ich mir mit Herzklopfen vornahm und am Ende, mit einigen Schwierigkeiten, auch zu fassen bekam. Ich las ihn bis zum Ende durch. Darin war, so schien mir, keine Zeile, kein Wort, kein Satzzeichen zu viel oder zu wenig. Das sollte mir immer Maßstab bleiben, beim Schreiben wie beim Lesen, ganz gleich, wie lang ein Text ist. Im Laufe der Zeit kamen mir dann immer mehr Tausendseiter unter, die alle berühmt sind. Ich las allerdings durchaus nicht jeden Roman dieser Größenordnung durch, denn ich habe mit zunehmendem (Lese-)Alter das Überflüssige immer besser zu erkennen gelernt und manch falschen Tausender unausgelesen zur Seite gelegt. Auch gibt es, das sei gesagt, durchaus nicht selten mittels einer übergroßen Schriftgröße zu Tausendern aufgeblasene Sechs- oder Siebenhunderter, und nicht zuletzt dieses Phänomen machte mir klar, wie erstrebenswert es für manche sein musste, einen tausendseitigen Roman zu erschaffen. Mir allerdings kam diese Idee, die Vermählung von Qualität mit einer vorgegebenen hohen Quantität, niemals nahe genug, um sie mit aller Ernsthaftigkeit anzugehen. Was hielt mich ab? Vielleicht die Idee, es könne sich um Größenwahn handeln? Doch würde sich dieser, wenn denn (notwendigerweise?) vorhanden, nicht während des Arbeitsprozesses vollends abnutzen müssen? Würde sich das Werk denn nicht letztlich über den Autor erheben, ein vollständiges Gelingen vorausgesetzt? In jedem Fall dachte ich lange darüber nach, ob ich denn einen Tausendseiter schreiben will, ob ich mich darauf mit Lust einzulassen bereit bin, und siehe da: ich weiß es immer noch nicht. Vielleicht sollte ich erst einmal mit einem Vorwort beginnen, denke ich, oder mit einem als Vorwort getarnten Nachwort – und dann sehen wir weiter …
Als Vorwort getarntes Nachwort eines noch ungeschriebenen Werkes
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