Miniaturen VIII: Kopulativkomposita

Imgrunde bin ich, wie man so schön sagt, immer wieder auf mich selbst zurückgeworfen gewesen. Oder eher zurückgeworfen worden, denn dieser Vorgang ist zu brutal, als dass nicht auch äußere Kräfte ihren Teil dazu beizutragen hätten. Natürlich ist dieses Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-Werden die reinste Slapstick-Nummer, nur für mich selbst ist sie ernst, denn schließlich bin ich es, der wieder von vorne zu beginnen hat. Ich warte dann immer, bis die anfänglich so gespannt noch glotzende Meute sich schließlich zerstreut und ich alleine bin mit – mir selbst. Und da ich nichts anderes kann als schreiben, so beginne ich genau damit, allerdings, anders als vor vierzig Jahren, beginne ich nicht bei Null. So überarbeite ich zurzeit einen für mich wichtigen Text, nur gut 100.000 Zeichen an Umfang, der im Untertitel das Wort Kopulativkompositum trägt – warum das so ist, erfährt der Leser bei aufmerksamer Lektüre im Laufe des Textes, der wieder eine Mischung, eine Vermengung darstellt von Essay und Erzählung. So pflege ich die Kunst des Uneindeutigen, öffne aber dadurch Räume, die sonst unbekannt blieben, so jedenfalls meine Überzeugung. Auch weitere, noch folgende Texte werden wohl kaum eine Form aufweisen, die es einfach machte, sie tatsächlich dann in die Öffentlichkeit zu bringen, sprich einen Verlag dafür zu finden. Mit anderen Worten: ich habe völlige Narrenfreiheit. Wer diese nie besessen hat weiß sicher nicht, wie berauschend und wie niederschmetternd das sein kann – auch hier hat der Begriff Kopulativkompositum seine volle Berechtigung, denn es ist entweder das eine oder das andere. Rausch oder Niederlage. Fein säuberlich getrennt. Im Moment bin ich übrigens niedergeschmettert, und das fühlt sich, naturgemäß möchte man sagen, wie ein Ende an, oder wie das Ende. Auch wenn dem ja angeblich ein Anfang innewohnen soll, was ich aber zu bezweifeln wage.

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