Zur Zeit lese ich (nach seinem Essay Über das Altern) hauptsächlich Hand an sich legen von Jean Améry, also ausdrücklich keinen Roman, wie eigentlich sonst fast immer seit Ende der 70er-Jahre. Jon Fosses Roman Melancholie, den ich vor etwa zwei, drei Wochen beendete, wirkt noch stark in mir nach, da möchte ich nichts anderes aufpropfen. Zudem schreibe ich im Moment erklärtermaßen handschriftlich so ziemlich drauflos, da wäre mir ein Roman zumindest in der Phase des Beginnens zu viel Einfluss, im wahrsten Sinne des Wortes. Mal sehen also, was daraus wird. Kleine Sachen sind’s, absurde Geschichten, Gedanken, nichts was irgendwie in die Zeit zu passen scheint und natürlich schon gar nicht in die deutsche Literaturlandschaft, in der es, das haben sich die Linken von den Rechten geklaut, seit (einer ganzen Weile schon) sehr um Herkunft geht und damit um verbrieften Inhalt, realistisches Sein, und so gar nicht um Form und Ästhetik, wobei Form und Ästhetik gerne in die Lyrik hinein entsorgt wird, das geht ja immer, hingegen ich nach wie vor, ganz gleich ob ich es selbst so weit bringe, strikt darauf beharre, dass ein Text in jeglicher Weise und damit im Ganzen formvollendet sein muss und er ansonsten nicht lesenswert ist. Eben deswegen, ich erwähnte es sicher schon einmal, befinden sich in meiner Bibliothek nur noch Bücher, die ich ein zweites Mal lesen werde können oder bereits zwei (oder gar) drei Mal gelesen habe. Die Handlung, abgesehen von einigen wenigen Eckpfeilern und den Ausführungen zu den Grundthemen Tod, Liebe, Hass, ist ja ohnehin nach kurzer Zeit vergessen. Was bleibt und ist, ist die Form und die ästhetische Gestaltung, und eben davon hängt ab, ob ein Text etwa gut altert oder nicht.
Apropos: sehe ich mir meine mehr oder weniger schwungvollen handschriftlichen Texte an, die seit dem 12. November entstehen, so ist mir eines absolut klar: tippend (gehackt) wären sie so nicht entstanden! Gerade deswegen aber werde ich sie irgendwann einmal abtippen müssen, sie hier auf meiner Website zu veröffentlichen und zugleich in die Archivbox zu versenken, sinnigerweise dann aber auch zu bearbeiten, um (mit einem großen Vielleicht) ein Buch daraus zu machen, so eine Art gedankentiefes und zugleich erzählerisches Arbeitsjournal, nicht in Form gegossen, sondern möglichst in meinem Sinne formvollendet. Wir werden sehen.