Wie nur habe ich das angestellt? Nämlich, so vor zwei Jahren etwa während der Corona-Pandemie, Gedichte zu schreiben, und zwar viele, obgleich ich zuvor so gut wie nie Gedichte schrieb, gereimte Spaßgedichte mal ausgenommen. Ich hatte nämlich nie in meinem Leben als Schreibender und später dann als Schriftsteller den Eindruck, es nicht ebenso gut können zu können wie berühmt gewordene Zeitgenossen oder solche, die es hätten werden müssen ihrer Werke wegen. Beim Gedicht hingegen hatte ich Hemmungen, die aber, so weiß ich heute, rein auf Leseschwierigkeiten beruhten. Ich war zu sehr Prosaleser, Gedichte machten mich ungeduldig, ich drang nicht vor zu ihnen. Das nun ist anders jetzt, zumindest phasenweise. Und so schreibe ich auch phasenweise Gedichte, die ich dann nach einer Weile entweder ausreichend mag und in meine Sammlung nehme, oder eben nicht mag, dann werden sie ausgesondert, wenn auch nicht verworfen. Eines meiner neuesten Gedichte ist das folgende, und ich bin gespannt, ob ich es mögen werde.
Chinesen unter sich
Was gilt, so sagt der Chinese,
ein Chinese in China,
nichts, will ich sagen,
gilt ein Chinese in China,
sage es aber lieber nicht,
denn was weiß denn ich,
was so ein Chinese gilt,
in China oder sonstwo,
von China weiß ich nichts,
sage ich zu dem Chinesen,
und was gilt denn überhaupt,
ob nun China oder nicht,
ein Mensch,
frage ich zurück,
ernte aber nichts weiter
als ein chinesisches Lächeln
aus dem Land desselben.