Nachdem sich Mißverständnisse haben auflösen lassen und ein Streit zum Glück ein Ende fand, ist wieder Zeit für andere Dinge. Zum Träumen zum Beispiel, oder zum Kaffeetrinken – nur daß darüber nicht die Arbeit vergessen wird, das ist schon wichtig. Die aufgenommene Überarbeitung des Romans ist gestern noch nicht recht vorangekommen, außerdem habe ich auf den ersten fünf Seiten nur ein Wort gestrichen und sonst nichts geändert – mysteriös kommt mir das vor. Sicher, es wird dann noch einmal ausgedruckt werden für eine wirklich abschließende Bearbeitung, aber nur ein Wort? Auch ein anderes Projekt steht noch an, parallel zu schaffen, mit dem aber nicht zuletzt auch Geld verdient werden muß, Sie wissen, dieses universell einsetzbare Zahlungsmittel, mit dem nicht zuletzt auch Träume gekauft werden können, was ich aber für falsch halte, selbst wenn sie nötig sind.
Zu bezahlen sind Träume aber dennoch, zwar nicht derjenige, der mich letzte Nacht mitnahm und noch immer ganz erfüllt, den Teufel werde ich tun und ihn erzählen, sondern eher die, die auch mit Arbeit zu tun haben, denn was hätte man nicht verdienen können, wäre man vernünftig gewesenen und hätte einen krisensicheren Beruf gewählt. Doch, doch, so ist es, denn für einen gelebten Traum zahlt man ex negativo eine Menge, wenn man das so sagen kann, während ein ungelebter Traum nichts kostet, außer Sehnsucht. Naja, Vernunft wird ohnehin überbewertet, denke ich, mir jedenfalls hat sie oft geschadet, gesundheitlich ebenso wie finanziell, weil ich nicht mit ihr ging, sondern ihr widerwillig hinterherschlich. Als vernünftig durchgehen lasse ich jetzt aber, wenigstens mitzuteilen, daß es mir zur Zeit an Lohnarbeit gebricht, als Lektor zum Beispiel, damit ich gewissermaßen im Hinterkopf aufpoppe, wenn der Eine oder die Andere etwas hört. Hindert mich keineswegs am Träumen. Also an die Arbeit.
Lieber Norbert,
sollte ich Wind bekommen von herumliegenden, dringend in Angriff zu nehmenden und gut bezahlten Lektoratsaufträgen, werde ich sofort zum Hörer greifen.
Ansonsten: weitermachen!
Liebe Phyllis,
das Weitermachen, sowohl das Arbeiten als auch das Träumen betreffend, ist ohnehin „alternativlos“. [Welche keineswegs alternativlose Person des öffentlichen Interesses prägte noch mal diesen Begriff – ich komm nicht drauf.] Mache mich grad im Augenblick an das Parallelprojekt mit Gewinnerwartung, während ich dasjenige, das mit einer Gewinnwarnung belegt ist, für heute beendet habe. Der Tag ist ja noch lang, da kann noch eine Menge passieren, denn der Wind weht, wo er will.