Michael Lentz schreibt: „Tradition ist, wenn man trotzdem weitermacht. Trotz Kafka, Schmidt und Robert Walser mache ich weiter. Thomas Mann hindert mich am Weitermachen nicht.“ (Textleben, S.322) Die Wahrheit ist, niemand läßt sich an etwas hindern, selbst wenn die Latte hoch, höher, am höchsten hängt. Doch gibt es eine Alternative? Kaum, oder eher überhaupt garnicht. Friedhelm Rathjen schreibt in seinem Aufsatz Im Tollhaus des Schädels über Becketts „Schreibblockaden, die aber gleichzeitig die Notwendigkeit des Weitermachens schon einschließen – ausgesprochen etwa am Ende des Namenlosen: man muß weitermachen, ich kann nicht weitermachen, man muß weitermachen, ich werde also weitermachen.“ (in weder noch, S.60f.)
Worte benutzen, solange es Worte gibt, auch das ist sozusagen Originalton Beckett, nicht sterben, so lange gesprochen wird – die Worte fordern’s. Wenn man nicht grade im Augenblick mit dem Tode ringt, so ist der Autor und die Autorin nur mit dem einen beschäftigt: dem Schreiben respektive dem Benutzen von Worten, den eigenen wohlgemerkt, welches so gesehen eine Krankheit zum Tode ist, denn so lange wir die Krankheit haben, leben wir noch, fällt sie von uns ab, hat’s uns erwischt. Oder sollte das Gequatsche danach weitergehen? Die ein oder andere beckettsche Figur geht davon aus. Aber was heißt schon danach? Das beißt sich die Schlange in den Schwanz.