Träschsch ist ein alter Text, ein Extrakt aus Der Bildermacher, begonnen 1996 und seitdem in Arbeit, in progress. Ganz anders etwa als Stadt, Angst, Schweigen ist Träschsch aber kein „Fließtext“ wie eben jener, sondern ein gleichsam atemloser, ein in unruhigem Wechsel rhythmisierter Text, ein Gebilde mit Brüchen und Rissen, ein Ich, das schreibt.
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Die Nacht ist dunkel. Mondlos. Ich trinke noch ein Glas. Es ist heiß. Einige Gäste sind im Garten und zertrampeln meine Beete. Ein Mädchen liegt nackt auf der Terrasse. Sie hat kleine Brüste. Wie Spatzen ohne Federn, denke ich. Ich sehe hin. Sie hat einen roten Kopf. Sie singt. Einer der Finnen spielt Gitarre. Auch er singt. Ich erinnere mich. Annas Feier. Doch alles begann später damit, dass Anna nicht zurückkam. Wann später? Wir hatten nichts ausgemacht. Vielleicht schlief sie in ihrer Wohnung in der Stadt. Ich wollte in jedem Fall warten. Ich ging in den Keller, eine Flasche Wein zu holen. Ein guter Wein. Rioja. Beim Hinausgehen fiel mir auf, dass die Kühltruhe in Betrieb ist. Ich öffnete sie. Sie war leer. Ich stellte sie aus. Ich ging hinauf und öffnete den Wein. Ich wartete auf Anna. Ich begann einen Text zu schreiben, den ich sofort löschen würde, hörte ich das Geräusch in der Diele. Der Text ist gelöscht. Anna ist wieder hier. Sie ist warm und weich. Sie sitzt mit mir am Kamin. Wir trinken Wein. Rioja. Wir reden nicht. Warum reden? Ich öffne ihre Bluse. Anna ist weich und warm und lebendig. Ich streife ihren Rock nach oben. Ich schaue ihr in die rehbraunen Augen. Ich lege meine Hand auf ihr Geschlecht. Ich ziehe ihr den Slip aus. Ihre Augen sind geschlossen. Ihre Zunge spielt in der Zahnlücke. Ich lege mir den Slip auf das Gesicht. Jetzt. Ich rieche sie. Noch. Der Geruch lässt nach. Er lässt sich nicht konservieren. Ich liege auf ihrem Bett. Ich schlafe nicht. Ich gehe nach oben. Die unendlichen Weiten. Anna kommt. Sie ist betrunken. Ihr Atem riecht nach Erbrochenem. Sie schläft ein. Sie ist wunderschön. Ich betrachte sie. Ich suche sie. Sucht sie mich? Sie ist Anna. Ihre Tagebuchblätter liegen in meinem Wohnzimmer. Ich habe ein Haus. Ich habe Glück gehabt. Im Studium und noch lange Jahre auf nur einem Zimmer gelebt. Warum auf? In! Frauen. Ja. Im Bett. Manchmal auch im Leben. Ich war gern allein. Erinnern. Vaginal. Anal. Oral. Braune, blaue und grüne Augen. Jede Form von Brüsten. Kleine Fehlerchen haben sie alle. Das macht es aus. Anna ist perfekt. Sie hat eine Zahnlücke und manchmal scheint es, als schiele sie. Ich kann mich täuschen. Das Haus liegt abseits. Niemand kommt auf einen Sprung vorbei. Wir haben Platz genug. Kaum jemand kommt, kaum jemand bleibt. Seit Anna hier wohnt, fehlt das Gästezimmer. Es wurde nie benutzt. Ihr nächster Geburtstag. Ihre nächste Feier. Wie lange warte ich bereits. Wie lange hält der Geruch einer schönen Frau? Erst das Geräusch und dann ihr Bild. Dann ihr Körper und dann ihr Geruch. Der Waldrand erscheint. Es ist still. Mein Spiegelbild ist verschwunden. Der Tag erscheint. Ich gehe ins Wohnzimmer. Die Tagebuchblätter liegen in Reih und Glied. Ich nehme eines in die Hand. Noch ist Finnland nicht verloren, lese ich. Ich lächle. Wie lange habe ich nicht mehr? A ist wunderbar. Ich lege das Blatt zurück. Ich gehe in ihr Zimmer. Ich liege auf ihrem Bett. Ich bin müde. Ich warte. Ich schlafe ein. In ihrem Zimmer? Unmöglich! Wie lange schlafe ich? Ich schrecke auf. Ist Anna oben und liest den Text? Diesen Text? Ich stehe auf und gehe in mein Zimmer hinauf. Das Fenster steht offen. Der Waldrand ist rosa und grau. Ich schaue hinaus in den Garten. Niemand zu sehen. Ich schreibe.