Als vor einigen Jahren die ersten dünnen Stutzer an den Straßenecken des Prenzlauer Bergs auftauchten und sich mit anderen dünnen Stutzern augenklimpernd über ihre Pinscher austauschten, während eben diese Pinscher sich die klitzekleinen Hintern beschnüffelten, hätte man Herrchen und Frauchen und Hündchen ohne viel Federlesens in den Gully stopfen sollen. Oder den Herrchen und Frauchen auf die Fresse hauen, bis sie lachen und dann weil sie lachen. Und die blöden Köter im Wald aussetzen. Hört sich hart an, aber, da sind sich heute alle einig, das ist absolut versäumt worden, und zwar weil wir alle so scheißenfriedlich, so scheißentolerant und so scheißennachsichtig sind! Wehrlos! Und nun haben wir, nur wenige Jahre später, die Kacke am dampfen, allüberall ihrem Hedonismus erlegene Hipster, ihrem scheiß Nachwuchs untertänige Schwangere und Mütter und hilflos lächerliche Väter, Bartaffen auf Elektrorollern und Mietfahrrädern und Kleinstadtidioten aller Provenienz in ihren SUVs, dazu Möchtegernintellektuelle, die sich in Achtsamkeitskursen zusammenfinden und gegen Geld Dinge gesagt bekommen, die richtige Menschen längst selbst herausgefunden haben, naja, und so weiter und so weiter. So jedenfalls gestaltet sie sich, die hässliche Masse Mensch, die hier in den Prenzlauer Bergen alle höhere Kultur erstickt, ihre kranken Keime verbreitet und mit Hilfe bösartiger Investoren Raum verbraucht, der ihnen nicht zusteht, weil sie ihn nur gekauft haben mit ihrem dreckigen westdeutschen Geld. Der süßliche Geruch kultureller Verwesung und grassierender Dummheit durchzieht inzwischen alle Winkel. Nachmittags auf die Straße zu gehen ist kaum mehr möglich, ohne mit einem Kotzreiz kämpfen zu müssen angesichts der desolaten Lage, und gäbe es nicht hier und da noch Verbündete oder hier und da noch letzte Orte zum Verweilen, man täte schier verzweifeln an einer Situation, die sich nur ändern ließe mit Mitteln, die uns den Spießern, Hipstern und Stutzern gleich machte, gleich dumm, gleich käuflich, gleich verlogen, gleich konsumistisch und gleich unterwürfig. Wie gesagt, hilflos ist man mit all seiner Friedlichkeit, Toleranz und Nachsichtigkeit, wehrlos gegen all die Auswüchse neoliberaler Politik, zurückgezogen letztlich in Nischen, die man nun aber zu verteidigen hat mit allem, was die anderen nicht haben. So, das dazu!
Alle Welt wird immer intoleranter, nur ich schaff’s partout nicht – eine Klage aus den Prenzlauer Bergen
Dieser Beitrag wurde unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.