Nicht etwa, dass ich ob der Nichtgewährung des Stipendiums geschockt wäre. An Ablehnungen habe ich mich im vergangenen Vierteljahrhundert natürlich gewöhnt, in dem ich exakt fünf Monate mit einem Stipendium bedacht gewesen bin, einmal zwei, einmal drei Monate. Auch für das neue, auf Jahre angelegte Roman-Projekt hätte ich gerne einige Brosamen aus den Fördertöpfen, wobei ich die Chancen, solch Förderung zu bekommen, allerdings als schwindend begreife, denn zwar schreibe ich Jahr für Jahr bessere Texte, werde aber auch Jahr für Jahr jeweils zwölf Monate älter, ein banaler, aber leider immens hemmender Umstand, will man denn – mit seiner Arbeit – wahrgenommen werden. Dazu kommt, dass ich partout nicht fleißig bin und nicht umtriebig, jedenfalls nicht auf allen nötigen Ebenen, dass ich mich also zum Beispiel nicht allein innerhalb der Schriftstellerblase aufzuhalten gedenke, ich also tatsächlich für viele Kollegen und für den Literaturbetrieb unfassbar bin und bleibe. Wahrscheinlich fehlt es mir an Energie. Oder an Glaube, an was auch immer. An Naivität. An Ruhmsucht. Ach, was weiß ich, an irgendwas fehlt’s immer, vielleicht bin ich auch einfach nicht ausreichend depressiv oder besitze zu wenig Suchtpotential … Aber gleichviel, der frisch begonnene Roman als solcher wird von all diesen Umständen in jedem Fall profitieren, und wer weiß schon, aus welcher Richtung in fünf oder zehn Jahren der Wind weht, wobei ich durchaus nicht diesen Apfelbäumchenquatsch meine, sondern zukünftige, reale Umstände, in deren Zentrum, wenn denn gelungen, mein Roman steht, und zwar ganz in dem Sinne von Die Hoffnung stirbt immer am schönsten. Oder in diesem Sinne: Pessilist + Fatamist = Optisoph. [Ich schreibe ja auch wirklich immer den selben Mist, das sollte mir eigentlich zu denken geben.]
Immer der selbe Mist
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