Weggeschlürft oder Rückzug ins Gewisse

Ein Schriftsteller will unbedingt hin zum Publikum, und wenn das Publikum auch hin will zu ihm oder ihr, so ist die schönste Melange beschlossene Sache. Der Buchmarkt funktioniert nämlich wie ein Milchkaffee, das eine kommt zum anderen, alles fließt ineinander und durcheinander und so ist es ein Schlürfen und ein Schlürfen und ein Schlürfen. Am Ende sind Schriftsteller und Publikum weggeschlürft. Dann gibt es, so die Regel und das allgemeine Wollen, eine neue Melange von Schriftsteller und Publikum, worauf ein neues Schlürfen einsetzt, und so weiter und so fort. Doch wenn denn, um im Bilde zu bleiben, geschlürft wird: wer denn schlürft überhaupt? Schlürft etwa der Schriftsteller das Publikum hinweg und das Publikum den Schriftsteller, verschwinden sie quasi schlürfend in sich selbst und zugleich schlürfend im anderen? Zumindest sieht es so aus! Was aber wäre der Fall, wenn der Schriftsteller dieses ganze Schlürfen und Geschlürftwerden nicht mehr mögen mag und er sich gar nicht mehr vermählen möchte mit dem Publikum, wenn er also gleichsam einfach nur sein eigener Kaffee sein will? Dann täte er wohl gut daran, sich in die Gewissheit seiner eigenen Geschichten zurückzuziehen und zum Beispiel einen in der ersten Person Singular schreibenden Schriftsteller zu einem Kongress reisen zu lassen, auf dem sich ausschließlich Kaffeebohnen treffen. Das ist eine ausgesprochen gute Idee – und unter uns, liebes Publikum, ich stecke auch schon mitten in ihr und gedenke auch lange, lange Zeit dort zu verbleiben. Schlürfen Sie derweil gefälligst anderswo.

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