Aufgeben!

Wie oft habe ich hier in den Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen! nicht den Kinderspruch „Aufgeben gildet nicht!“ bemüht! Und jetzt? Soll er nicht mehr gelten? Kaum nämlich, dass aus den online in die Welt entlassenen Dumm- und Weisheiten gedruckte Dumm- und Weisheiten geworden sind, und zwar durch die Veröffentlichung meines Arbeitsjournals Die Hoffnung stirbt immer am schönsten, zweifele ich an dieser selbstgestellten Aufgabe. Denn wenn ich mich recht erinnere, und das tue ich, so sagt nicht der Gepeinigte diesen Spruch auf, sondern der Peiniger, der mit beiden Knien auf den Oberarmen des unter ihm Liegenden sitzt und allen Grund hat, die Situation weidlich auszunutzen und den Malträtierten keinesfalls zu früh davonkommen zu lassen. Kinder sind grausam, aber sie üben eben auch nur für später. Doch sollte man allen Ernstes, so frage ich mich jetzt, sich selbst quälen und also genüsslich mit den Knien auf den eigenen Oberarmmuskeln herumreiten? Um was zu erreichen? Mein Arbeitsjournal gibt Kunde davon, wie sehr das schiefgehen muss. Nicht kann: muss. Ergo bin ich jetzt so weit: Ich gebe auf – was nicht weniger bedeutet, als mich allenfalls mit der größten Nachlässigkeit und ohne tiefgehende emotionale Beteiligung um die außerhalb der Kunst liegende Betrieblichkeit zu kümmern. Bleibt also nur der Kern: das Schreiben. Also gerade kein Aufgeben? Das mag so erscheinen, aber ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich sage, mein neuer, soeben begonnener Roman handelt eben davon: vom Aufgebenmüssen und Aufgegebenwerden, ergo von der ganzen Angelegenheit selbst. Ob das Ganze dann jemals gedruckt und gelesen werden wird, ist mir dabei komplett schnuppe, und von eben dieser Schnuppigkeit wird der ganze Text durchdrungen sein müssen, der aber andererseits durchaus auch besonders davon profitieren wird, dass ich beim Schreiben nicht mehr mit den eigenen Knien auf meinen Oberarmen hocke. Das dazu. Später mehr.

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