Dieses Mal kein lächerlicher Bänkelsänger, kein Rechtsradikaler, kein Stellvertreter ganzer Erdteile, keine Regionalschriftstellerin, nein, dieses Mal haben die Herrschaften des Nobelpreiskomitees es zum Glück geschafft, einen echten Dichter und Schriftsteller mit dem Nobelpreis für Literatur zu ehren: Jon Fosse. Ärgern dürfte man sich beim Rowohlt Verlag in Reinbek, denn der auf Deutsch Heptalogie betitelte Roman Septologien ist leider noch nicht vollständig erschienen, während er in der englischen Übersetzung lange schon vorliegt – zurzeit muss man den dritten Band (A New Name – Septology VI-VII) auf Englisch lesen, will man den Roman beenden. Peinlich, peinlich, eine Bloßstellung sondergleichen! Hätte man denn nicht noch ein Jahr warten können! Aber egal, Jon Fosse ist nach Urzeiten endlich mal wieder ein würdiger Preisträger. Hauptsache! Das wohlhabende bürgerliche Lesepublikum (die Rowohlt-Hardcover sind schwer überteuert) wird sich natürlich jetzt wie immer eindecken mit der neuesten Nobelpreisware, wenn es auch unwahrscheinlich ist, dass Jon Fosse viele neue Leser hinzugewinnt, denn dafür ist, so schlicht seine Prosa und seine Arbeiten für die Bühne zunächst erscheinen mögen, sein Werk zu anspruchsvoll, zu schwierig, zu tiefgreifend, zu melancholisch – und wenn der Bürgerliche etwas nicht aushält, dann das! Egal.
Miniaturen XIV: Jon Fosse
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