Ich erinnere mich noch gut an die Zeit meiner Tischlerlehre von 1982 bis ’85, da tat ich oft so, als täte ich etwas, tat aber nix. Das war anstrengend und im Ergebnis unbefriedigend. Zurzeit allerdings täusche ich, ganz gegenteilig, mir und der Welt ein Nichtstun vor. Das kann ich durchaus, aufbauend auf jahrzehntelange Erfahrung, guten Gewissens tun, denn unter dem äußeren Schein des gelebten Hedonismus bereitet sich in mir etwas vor, bündelt sich Energie und Lust, auch wenn dies nicht konkreter benannt werden kann. Einzige Ausnahme ist der in meinem vorherigen Beitrag erwähnte Textes „106 [+ Icks]“, dessen konkrete Erweiterung und Vollendung mir auf den Nägeln brennt. Sobald Zeit und Geld (im Sinne von Haben oder Nichthaben) und damit Raum vorhanden ist – ich arbeite daran, ich hoffe darauf – lege ich los.
Ansonsten muss ich wie üblich ganz bei Null anfangen, also bei der Frage, warum es ausgerechnet Text sein muss, den ich der Welt hinzufüge, Literatur sein muss, die entsteht, auch wenn die Antwort von vornherein klar ist: weil ich nix anderes, aber das gut kann. Trotzdem: das Prozedere muss zwingend sein, nichts ist mir unerträglicher als verlässlich ein aus meiner Sicht immer Gleiches, aus dem selben Wurzelwerk Stammendes, abzuliefern. Das wäre so, als betriebe ich meine Kunst gewerblich, als beugte ich mich fremden Gesetzen. Man steigt eben nicht zwei Mal in den selben Fluss, man ist es und man ist es nicht.