Ist das Buch dem Internet überlegen, wenn es um lange und komplexe Texte geht? In seiner Theorie stellt Herbst jedenfalls fest: „Das Medium, weil sich seine Rezeption immer noch gegen lange Passagen stemmt, verlangt, daß in den ausgedehnten Erzählungen die Spannung der Binnenstrukturen erhöht wird. (…) Dazwischen immer ein Stop, ein Nichts: Lücken, die in den Dingen klaffen, weil sie nicht stetig sind. (…) Für ausgreifende Expositionen hingegen hat das Netz kein Verständnis.“ (S.26) Was sagt man dazu? Ist vielleicht die in Buchform vorliegende Theorie die notwendige Konsequenz, die aus der Begrenztheit des Mediums (Internet und Blog) herrührt? Möglicherweise liegt der Grund darin, daß das Interesse (inter-esse) des Netzlesers weit unterhalb desjenigen zu verorten ist, der ein Buch zur Hand nimmt, also nicht nur einen besonderen haptischen Eindruck hat, sondern eben auch in eine geradezu persönliche Zwiesprache tritt mit diesem Buch, ganz gegenwärtig und allein er oder sie an diesem Ort. Das Netz bietet den selben Text womöglich auf dem Bildschirm, doch dieser Text gilt nicht allein ihm, sondern allen. Es geht also um Gefühle und um Beziehungen, die geweckt werden bzw. entstehen, oder eben nicht. Ich hoffe, dieser Text ist nicht zu lang und grade eben sprunghaft genug, um noch verstanden zu werden.
Zu Alban Nikolai Herbst: Kleine Theorie des Literarischen Bloggens/5
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