Um es gleich zu sagen, es war ein schöner Nachmittag, denn spannende und interessante Menschen trifft man dort schon, im literarischen colloquium berlin. Dennoch ist das einfach nicht mein Ort, jedenfalls wäre ich freiwillig nicht zu diesem Sommerfest gegangen. Der Grund liegt einfach darin, daß ich mich über die Jahre immer wieder für Stipendien dort beworben habe, ich aber nie eines bekam. So fühle ich mich natürlich für immer ausgeschlosssen, nicht zugelassen, ignoriert, abgewiesen, für nichtig erklärt und so weiter. Nicht etwa, daß ich wegen all der Absageschreiben in meinem Leben jedesmal einen Zauber veranstaltet hätte, da käme ich aus dem Zaubern ja gar nicht mehr heraus, doch mit dem lcb ist es irgendwie etwas anderes, da wäre ich gerne mal gewesen. Gut, zugegeben, ich bin über die Jahre empfindlich geworden, was Absagen und Nichtberücksichtigungen betrifft, doch ich habe eben jetzt nichts anderes mehr als mein Schreiben, ich kann nicht einfach als Teil des Publikums an einen Literaturort gehen. Ausnahmen mache ich, wenn dort jemand liest, den ich persönlich kenne, aber auch das ist manchmal schwer.
Geduld, Geduld, sag ich mir immer wieder. Im September ist es vier Jahre her, daß mich das Thema meines Romans wie ein Blitz traf, und da ich seit Ende 2008 nicht nur meine Doktorarbeit zuende geschrieben und diese verteidigt, sondern sie natürlich auch noch veröffentlicht habe, kann ich mir in bezug auf den Roman nichts vorwerfen, ich bin im Plan und in wenigen Wochen durch mit der Überarbeitung. Und dann muß das Ding raus in die Welt, völlig unabhängig von irgendwelchen Literaturorten, denn wenn ich auch einiges im Leben aufgegeben habe, die bildende Kunst, auch die Kulturwissenschaft, so kann ich das Schreiben eben nicht aufgeben. Außerdem ist es ein aus dem Vollen geschöpfter Roman, der alles hat, was ein Roman meiner Ansicht nach haben sollte! Selbstredend aber würde ich mir jetzt diese ganzen Gedanken nicht machen, wäre ich nicht heute dort am Wannsee gewesen, und überhaupt, was wollen diese dummen Gedanken eigentlich – ja, dumme Gedanken: was wollt ihr von mir?