Textverlangen

Wenn ich sage, es geht mir am Arsch vorbei, wenn jemand meine Websitebeiträge belanglos findet oder schlecht oder langweilig oder überflüssig, dann ist das natürlich nicht die ganze Wahrheit. Ich kann’s ja auch verstehen, ich finde ja auch die meisten Texte (egal wo sie stehen) nicht lesenswert und freu mich deswegen wie ein Schneekönig, wenn es mal anders ist, wenn mich ein Text mal packt, mich elektrisiert, etwas in mir bewegt. Die meisten Texte sind also für die meisten Menschen langweilig, das kann man durchaus mal so feststellen, das ist die Wahrheit – auch wenn eines nicht passieren darf, dass nämlich der Autor selbst seine eigenen Texte nicht gut findet. Das wäre das Ende, denn ich bin ja als Autor erster Leser und erster Adressat in einer Person. Also ganz ehrlich: es geht mir nicht nur am Arsch vorbei, es freut mich sogar, wenn der ein oder andere Zeitgenosse meine Texte nicht mag, denn erstens ist das Geschmackssache und mir somit egal und zweitens eine Reaktion, von der es noch eine gegenteilige Version geben muss, denn wo Ablehnung ist muss auch Zustimmung sein. Viele, grad die, die nicht selbst schreiben oder daran mal gescheitert sind, denen es verloren ging oder die es nie wirklich gewonnen haben, neigen allerdings zu der fatalen Ansicht, etwas von einem Text verlangen zu dürfen, den Autor sozusagen in die Pflicht zu nehmen, doch das ist, ‚tschuldigung, ein viel zu geringer Anspruch, denn dann wäre so ein Text ja nur eine Ware wie viele andere. Sicher, ein Text bietet etwas, muss er auch, doch im wesentlichen verlangt er, nämlich Aufmerksamkeit und Hingabe, kurz: die Verlebendigung seines Leibes durch den Leser, die Leserin, das Einhauchen von Leben, das Hineinreißen in die Gegenwart des Lesenden, in seine oder ihre Imagination hinein auf dass sich Wort, Sinn und Sinnlichkeit verbinde zu einem Ganzen. Só! Wer diesen Text bis hierher gelesen hat und ihn belanglos findet oder schlecht oder langweilig oder überflüssig, der darf ihn gerne noch mal lesen, denn wer weiß, ob da nicht doch was in ihm steckt, was einen Funken schlägt. Wenn es Ihnen aber nicht so geht, trösten Sie sich, das Lesen war durchaus keine Lebenszeitverschwendung, so lange Sie sich nur ordentlich darüber ärgern!

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