Vertrocknet eine Geschichte nicht eigentlich beim Hinschreiben in gewisser Weise und muß vom Leser wieder befeuchtet, bewässert werden, damit sie in ihm, in ihr aufblühe? Manche Leser:innen pissen drauf, aber das ist meist ganz falsch. Anhauchen reicht oft schon. Dem Text eine Seele einhauchen, darum und deswegen lesen wir doch alle – es geht um diese Lebendigkeit, selbst noch beim reduziertesten Text. Manch eine Geschichte wuchert dann im Leser für immer, andere stecken ihre Fühler kurz nur aus der Muttererde und sterben bald wieder ab, auch für immer. Manchmal stelle ich mir mich lesend in einer Landschaft vor, unter einem Baum sitzend, obwohl ich doch eigentlich zuhause lesend auf meinem Hocker hocke, in einem Buch steckend, in dessen Landschaft alles mögliche geschieht, nur eben keiner vorkommt, der liest, wo auch immer, und schon gar nicht ich. Und doch ist mir alles eins.