Augustbrief (2011)

Es ist Übergangszeit! Von der alten, starren Website zu einer mit BLOG-Funktion. Im Grunde sehe ich meine Website als eine Art Buch, das in vielen Bereichen bleibt wie es ist, mit jeder Neuauflage aber ein wenig anders, ein wenig aktueller wird. So wäre auch der Einwand des Sokrates gegen die Schriftlichkeit endlich obsolet, bemängelte er doch die Einseitigkeit der Gedankenbewegung, hin zum Leser, nicht aber zurück zum Schreibenden. Sokrates kommunizierte nur mündlich, auf eine sehr bestimmte Art und Weise, von der wir Heutigen aber nichts wüßten, hätte Platon es nicht, auf seine Weise, aufgeschrieben.

Auf Tainted Talents schrieb ich noch im Juli, am 31., dieses:
Ich frage mich,
ohne mich einmischen zu wollen, wie oft eben d i e s e Diskussion um das Wesen des Künstlers und die Art seiner Verlautbarungen hier noch geführt werden soll! Auf der einen Seite finden sich immer diejenigen, die mit ihrem einfachen, unauffälligen, harmlos-angepaßten In-der-Welt-Sein kokettieren, mit ihrer „Normalität“, während auf der anderen Seite von diesen Normalen jene Menschen ausgemacht werden, die sich beruflich mit dem beschäftigen, was die bescheidene Mehrheit in ihrer wohlverdienten Freizeit konsumiert, als Literatur, Malerei, Film, Musik, Theater, Hörspiel und so weiter. Anstatt nun aber den Künstlern Wertschätzung entgegenzubringen und die immense, von diesen erbrachte Leistung wenigstens als solche zu akzeptieren, wird aus der erwähnten Haltung heraus angegriffen, was das Zeug hält, gerne auch zwischen den Zeilen und besonders gerne in bezug auf die angebliche Überheblichkeit und das angebliche Geltungsbedürfnis der Künstler, die sich ja aus der Warte der Normalen ganz offensichtlich für etwas Besseres halten. Mit ein wenig Überlegung käme man zwar ganz sicher zu der Erkenntnis, daß die wenigsten Künstler gleich welcher Sparte so denken und fühlen, doch dann käme ja ein Feindbild abhanden, auf das man sich schnell einigen kann und welches so lustvoll zu bedienen ist. Als Ausnahmen werden nur die Künstler betrachtet, die es „geschafft“ haben, die mittels der Massenmedien ins Blickfeld gerückt werden, die mehr oder weniger anstrengungslos konsumiert werden können und die dann auch, egal wie sie sich geben, keine große Klappe haben, weil sie ja quasi offiziell befragt werden, von Fernseh-, Radio- und Zeitungsjournalisten. Daß nun die anderen, weniger „erfolgreichen“ Künstler kaum etwas anderes über ihre Kunst sagen, fällt natürlich entweder nicht oder, wie oft in Blogs, nur negativ auf, denn diese sind ja nicht legitimiert durch die Medien, sie sprechen von sich aus, ohne „auserwählt“ worden zu sein durch die kleine Gruppe von Journalisten, Kritikern, Jurymitgliedern und so weiter, die im Auftrag der Öffentlichkeit zu handeln meinen. Würden sich die „Normalen“ nicht mit dem massenmedial Aufbereiteten begnügen, sondern sich mutig ein wenig weiter vorwagen, sich also wirklich nach eigenem Gusto mit Kunst beschäftigen, käme wohl niemand auf den Gedanken, daß ein Künstler großmäulig sei, weil er unter Umständen ungefragt und notwendigerweise über seine Kunst spricht. Nur Unkenntnis kann zu einer solchen Einschätzung und zu der auch hier auf TT oft anzutreffenden Aggressivität führen, vor allem bei den letztlich ja selbst großmäulig auftretenden vorgeblich Bescheidenen, die sich in ihrer Einfältigkeit sauwohl fühlen, weil sie sich eins wissen mit so vielen anderen Menschen, die sich ihrer Feindbilder gewiß sind.

http://taintedtalents.twoday.net/stories/das-handwerk-der-freiheit-sonntag-31-juli-2011/#38728071

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