Stille & Schweigen

Ein Film, der nicht als Roman oder als Unterhaltung oder als Geldmaschine gedacht ist, sondern als Film selbst – wie angenehm das doch ist! Nach langer Zeit sah ich mal wieder Ingmar Bergmans Das Schweigen, der in der Bundesrepublik Deutschland am 24. Januar 1964 anlief, einem der wichtigsten Tage des letzten Jahrhunderts. Seltsam, sehe ich heute im Jahr 2012 ältere Filme solcher Qualität, atme ich seelisch auf. Heutige Filme sind oft, wenn auch zum Glück nicht immer, wie ein Bombardement von Motiven, Anspielungen, Mythen, Meinungen und Absichten, wohingegen Das Schweigen von Liebe handelt, von Sehnsucht, Haß und Gier, von Lust, Verzweiflung, Krankheit und Tod, und zwar im eigentlichen Sinne, der nur in den Figuren selbst liegt. Es gibt nur wenige Anspielungen auf Filme anderer Regisseure, einmal spielt der zehnjährige Johan an einer Treppe des fast menschenleeren, sehr luxuriösen Hotels mit dem eigenen Schatten an der Wand, was auf Nosferatu von Friedrich Wilhelm Murnau verweist, ansonsten ist Bergman ganz er selbst und auch ganz der zehnjährige Johan, der einmal im Korridor einfach an die Wand pinkelt und der mehr begreift, als den beiden Frauen lieb ist, deren Geschwisterhaß und Geschwisterliebe nicht ihn zerstört, sondern sie selbst, wie es aussieht, denn der Junge weiß wenigstens zu spielen.

 

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