Nix wie es soll

Wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch, wütend wie ich bin, ein Apfelbäumchen erwürgen! Gesternabend immerhin gab es im Soda Club Lesung und Gespräch mit Alban Nikolai Herbst und Ralf Schnell, das war kurzweilig und interessant, und das bekommt man nicht so oft geboten, wie man denken könnte. Apropos denken können: es macht für mich überhaupt keinen Sinn, über meine Lage nachzudenken, denn daß ich die Hölle der Lohnarbeit kaum würde künstlerisch überleben können, weiß ich ja aus Erfahrung, so daß nur das bleibt, was ich tue, nämlich fatalistisch-optimistisch weiter meine Arbeit tun, selbst wenn das niemanden interessiert. Der Vorteil ist, ich habe von allem Anfang meines künstlerischen Tuns an gewußt, es würde schwer werden, allein schon durch all die Widersprüche, die sich in und mit diesem Tun ergeben, und ich habe immer all die Anfeindungen, die hämischen Bemerkungen und sogar die wohlverpackten Haßtiraden mit in die Arbeit hineingenommen, naturgemäß voller Wut, denn was sollte außen vorbleiben können oder dürfen, ist man künstlerisch tätig? Es gab natürlich auch nicht selten Zustimmung von Menschen, die sich beeindruckt zeigten, selbst wenn sie keinen Zugang fanden zu meinen Werken, auch das nahm ich mit hinein. Nun also das nach vier Jahren fertiggestellte Manuskript meines Romans (unbeeinflußt von Studiengängen des literarischen Schreibens, doch aufbauend auf dreißig Jahre künstlerischen Tuns), dem nun der Weg zu ebnen ist hin zur Veröffentlichung, was ganz konkret auch heißt, banale Drumherumarbeit zu verrichten, damit die, die es lesen wollen, auch die Zeit dafür haben, neben ihrem eigenen Schreiben. Mit anderen Worten, es ist hoffnungslos, denn nix ist, wie es sein soll, wenn auch nach wie vor in dunkler Nacht die Leuchtschrift leuchtet, die mir sagt: Aufgeben gildet nicht!

 

 

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