Nur wenn ich lachen muß, tut es noch weh

Fehler, die keine sind, müssen trotzdem begangen werden, das wird mir immer klarer, denn sonst läge man ja nur noch pofend aufem Sofa und würd‘ am Ende da noch durchfaulen. Will man ja nich‘, oder! Allerdings, und das ist eine elementare Tröstung, ist ja nicht aller Tage Abend, Zeit ist immer relativ, die Welt ist ein Tollhaus, das letzte Hemd hat keine Taschen und so weiter und immer so fort. Ich beobachte, ich denke nach, ich spreche mit Freunden über Lebenslagen, die Seligkeit der geistig Armen, die Ruinierung des eigenen Lebens durch zertifiziertes Fachwissen oder durch allzu vernünftiges Tun, und natürlich spreche ich auch über das Gegengewichtige, um die Ruine aufrecht zu erhalten, tja, ich spreche überhaupt nur über das Leben selbst, über Hoffnungen und Notlagen, Spaß und Einsamkeit, über die ureigene Arbeit, Glück und Wirdschonwerden, und da bleibt natürlich keine Zeit, sich der Weltrettung zu widmen, das sage ich ganz offen, die ja immer auch und sogar eigentlich nur Selbstrettung ist, eine Art Selbstbetrug mit erhofftem Mehrwert für die armen, armen Menschen und Tiere und Bäume und Meere und unberührten Landschaften und Kulturlandschaften und dann noch für die Luft und die Fische in den Flüssen und für die Molche in den Tümpeln und selbstredend auch für den Planeten selbst, denn der arme Menschenkopf braucht Sinn, weil er sonst nicht weiß, warum er überhaupt ist, ja aber hallo, die Sinnfrage ist doch die, die ununterbrochen durch jeden Kopf gallopiert, ohne Unterlaß und immer im Kreis, da kann man ironisieren oder vulgarisieren wie man will, galopper, galopper, immer im Kreis herum, und da winkt einer mit Geld und Ruhm und dort einer mit Spaß und Ekstase, galoppert eine Weile mit, und dann runter mit dem Kerl, hab mir was aufschwatzen lassen, geh hier hin, sagte man mir, geh da hin, mach dieses, mach jenes, laß dich nicht gehen, bis man dann feststellt, man ist gegangen worden, hat sich am Gängelband durch die Manege führen lassen, und nu‘, weil man den Sinn nicht fand und darüber nicht lachen kann, steht man nur noch so rum in dieser Manege, und um einen herum die Clowns und die Pferde und die Elefanten und die Raubtiere, und oben das Orchester, die spielen dir auf, mit Bumbsassa, beweg dich, Kerl, siehste nich‘, daß alles in Bewegung ist, nur du stehst da doof rum und tust nüscht, ist doch kein Zustand, mach was, immer im Rhythmus, schlafen, arbeiten, amüsieren, schlafen, arbeiten, amüsieren, da wo man immer mit muß, tret‘ wenigstens auf der Stelle ‚rum, Bauch rein, Brust raus, die Knie hochgerissen, geht doch!, muß gehen, und marschieren, marschieren, immer auf der Stelle, Hauptsache, du zuckst noch, so lange nur die Musi dazu spielt, und wenn dann Stille ist und alle auf einem Stuhl hocken, dann bist du der arme Tropf, der keinen hat und dumm rumsteht, die Reise nach Rom findet ohne dich statt, tja, Pech halt, und das ist dann das Ende, da kann man nix machen, aber sei unbesorgt, es ist nur dein Ende, denn der Planet macht weiter, immer im Kreis und immer in Bewegung, mit Karacho durchs Weltall und natürlich immer ‚rum um die Sonne. 

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