Der Raum dazwischen

Das kommt davon, wenn man seinen Bergfried verläßt und kommuniziert – denn wie leicht sagt man da Sachen, die auf Unverständnis stoßen. Ich interessiere mich zum Beispiel wenig für das jeweilige künstlerische Werk von Künstler-Zeitgenossen, und mit eben dieser harmlosen Feststellung ecke ich oft mal, wie vorige Woche geschehen, an, so als müsse sich ein künstlerisch tätiger Mensch ganz ohne Sachzwang automatisch für anderer Schriftsteller oder Maler (oder was weiß ich) Werk interessieren, weil man mit denen in der selben Dachdeckergewerkschaft sein könnte. Seltsame Ansicht, das! Ist hingegen ein Zwang vorhanden, weil man zusammenarbeiten muß, so ist das Interesse wiederum nicht der Rede wert, weil es der gemeinsamen Sache dient. Alles ganz einfach, eigentlich. Bevor ich aber all das erläutert hatte, galt ich schon als ein Ignorant, der sich „nur“ mit dem Werk meist toter Kollegen beschäftigt, was auch wieder absolut nicht stimmt, nun aber gar und überhaupt nicht mehr erläutert werden konnte, weil mein Gegenüber längst gemerkt hat, daß wir nicht gleichen Wesens sind, so daß es unvernommen blieb, daß ich die Welt nicht in Raster aufteile und mir ein in der Antike verfaßter Satz gleich wert sein kann wie ein gegenwärtig verfaßter oder gesagter, was zu betonen mir allerdings überflüssig erscheint und zudem oft nicht begriffen wird, warum auch immer, wahrscheinlich ist es zu naheliegend. Er oder sie hat an diesem Punkt dann nur noch die Wahl, mich zu beneiden oder zu bedauern, der Raum dazwischen bleibt ungenutzt, was ich schade finde. Einmal, ist aber schon Jahre her, sagte mir jemand, man würde deutlich spüren, daß ich mein Geld nicht damit verdienen würde, bei Arbeitsessen mit Arschlöchern über deren Witze lachen und Saumagen essen zu müssen. Das Leben kann hart sein.

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