Gelegentlich, so auch wieder einmal gestern Abend, werde ich freundlich darauf hingewiesen, daß die meisten meiner Texte für das Lesen am Bildschirm nicht geeignet seien – die Sätze zu lang, zu viele Kommas, zu wenig Punkte, die Wahrnehmung des Inhalts eben dadurch erschwert. Das ist ein interessanter Punkt. Denn da ich meine auf meiner Website veröffentlichten Texte als Teil meines literarischen und gewissermaßen auch meines wissenschaftlichen Werkes ansehe (Sie verzeihen die Anmaßung, die im Wort Werk begründet liegt, aber so ist es nun mal), haben sie nicht nur einen faktischen Inhalt, sondern auch eine dementsprechende Form. Das heißt, Rhythmus und Musikalität spielen für die Herstellung der Textur eine ebenso wichtige Rolle wie die genau richtige Wortwahl. Ich bin also selbstredend nicht bereit, eine Verarmung von Texten in Kauf zu nehmen, nur weil es noch Menschen gibt, die am Bildschirm langen Sätzen nicht folgen können oder wollen, was, wenn Sie mir eine Verlängerung eben dieses Satzes gestatten, unabhängig vom Medium zum Teil wohl einfach Geschmackssache ist oder auf Lesegewohnheiten beruht, die als solche weder gut noch schlecht sondern einfach so sind. Punkt.
Rein sachliche Texte sehen natürlich anders aus (und glauben Sie mir, ich kann die Dinger schreiben), weil sie tatsächlich Informationen bereitstellen, die außerhalb des Textes von Wichtigkeit sind, während aber die von mir geschaffenen Glossen und Erzählungen und Aufsätze und Erinnerungsbilder und Prosa-Etüden und feuilletonistische Skizzen die Sache selbst darstellen und damit sind, also dem nach Bestätigung und klarer Botschaft Suchenden nicht weiterzuhelfen vermögen – denn wenn auch mein Blog Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen heißt, so dürfte doch klar sein, daß es diese Berge und Landschaften im wirklich wirklichen Leben nicht gibt – sie bestehen allein aus den unterschiedlichsten Texturen, die ich hier darbiete. Allerdings gibt es viele Texte, die in diesem Blog keinesfalls ihren Platz finden würden, weil für sie andere Formen der Veröffentlichung meiner Ansicht nach besser geeignet sind, das betrifft den Roman, der eben kein „Privatroman“ ist, das betrifft auch meine Kurzgeschichten und Erzählungen und auch alle Texte, die direkt etwas zu tun haben mit dem Geldverdienen. Bei für das letztere geschaffenen Texten hat der Leser dann auch sozusagen einen weit größeren Anspruch auf Befriedigung seiner speziellen Ansprüche, denn wo kämen wir denn hin, frage ich, wenn Informationstexte poetisch geschrieben wären (Hesiod tat dies mit Werke und Tage so etwa 700 vor Christus, aber das ist ja auch schon eine Weile her) oder auch etwa Kriminalromane, denn eben bei diesen Texten ist der Punkt mit vollem Recht der König. Punkt.
Nun, solange nicht alle Sätze, die hier zu lesen sind, gewissermaßen Kant’sche Dimensionen, d.i. in Worten länger als eine einzige Buchseite zuzüglich einer erklecklichen Anzahl von Kommata, wohlgesetzt an den richtigen Stellen, nicht erreichen, sei die Gestaltung der Sätze in Formen, welche aus ihrer eigenen Anschauung heraus notwendig erscheinen, auch für den geneigten Leser kein Problem.
Puh, so zu schreiben ist wirklich schwierig. 😉
Das freut mich, daß Sie das so sehen! Ich persönlich finde die dauernde Punktesetzerei eher anstrengend und daher problematisch, wenn sie denn für mich keinen Sinn macht oder dazu führt, daß vor dem Punkt und nach dem Punkt das selbe Wort steht. Aber ich kann auch anders. Ehrlich. 😉