Poesie und Atmen

Die letzten zwei, drei Wochen habe ich dazu genutzt, mir ein Bild zu machen, einfach indem ich stehenblieb und mich so rückwärts von der allgegenwärtigen veröffentlichten Meinung entfernte – und siehe da, die auf unbedingte Aktualität getrimmten Medien erwiesen sich tatsächlich als eine Art Bild im Bild, einem gerahmten Gemälde auf einer Staffelei gleich, irgendwo dahinten in der Landschaft. Drumherum ist, an sich nicht sehr überraschend, noch viel Platz für … ich will es mal Poesie und Atmen nennen. Statt dem mir so vertraut gewordenen Vollgestopftheitsgefühl hatte ich den Eindruck, die „Dinge“ endlich mal wieder nacheinander zu kauen, zu verschlucken und zu verdauen, um das mal so unpoetisch wie möglich auszudrücken. (Hätte ich nicht endlich einmal innegehalten, wie viel wäre mir wohl entgangen, frage ich mich, auch einfach nur so etwas wie die berührende Dokumentation, die ich vor ein paar Tagen sah, Die Frau mit den fünf Elefanten.)  Sicher, andere Menschen nennen so eine kurze Zeitspanne des Innehaltens Urlaub, dient diese doch der Erholung und der Wiedererlangung der Arbeitskraft, weil man auch mal wieder man selbst sein kann, wie man so sagt, bevor es im alten Trott weitergeht – und auch mir dient das, was ich dann vielleicht doch nicht Poesie und Atmen, sondern verknüpft Poetmen nennen möchte, ganz genau dazu, eben weil das Stehenbleiben auch nur ein Bild im Bild ist und ich natürlich weiterhin unverlangt an neuen Welten arbeite, Sie wissen ja, wieder so ein vermaledeiter Roman, wieder der alte Trott des Schreibens, Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort und Satz für Satz, geschrieben und verworfen und wiedergeschrieben und so weiter und immer so fort – ein Pulsieren, ein Ein- und ein Ausfalten, ein Hin und Her und Auf und Ab und Für und Wider …

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2 Antworten auf Poesie und Atmen

  1. phyllis sagt:

    Das ist ein schöner kleiner Text, Norbert. Auch wenn ich das „im alten Trott“ durch „wieder flott“ ersetzen würde.
    Lächelnd winkend:
    Phyllis

  2. Danke!

    Das mit dem alten Trott habe ich ja sogar zwei Mal verwendet, trotz meiner Allergie gegen Wortwiederholung(en), und ich sag mal: Beckett ist schuld. Ansonsten haben Sie, liebe Phyllis, natürlich recht!

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