Der große Manipu

Mir, dachte ich sofort, würde das womöglich nicht nur nicht geglaubt, sondern auch sofort übelgenommen und als Versuch gewertet werden, zu manipulieren, indem ich auf eine Frage hin nämlich behaupte, absolut nicht manipulativ zu sein. In einem Interview sagt Rainald Goetz genau das über sich, daß er nämlich absolut überhaupt nicht manipulativ sei, und ich habe ihm das auch sofort geglaubt, weil ich das so auch für mich sehe und das dementsprechend also menschenmöglich ist: (ZEIT: „Aber es gibt doch eigentlich gar keine unmanipulativen Menschen.“ Goetz: „Doch, mich zum Beispiel.“ ZEIT: „Außer Parsifal, der reine Tor.“ Goetz: „Nein. Ich nicht, ich will die Leute nicht manipulieren, absolut gar nicht. In Situationen, in denen ich erlebe: mir tritt jemand gegenüber und er weist mir eine Position zu, die einer Macht- oder einer Überlegenheitsposition entspricht, da fliehe ich, weil ich das so unangenehm finde. Das widerspricht mir einfach, ich mag das nicht. Man muss sich da nicht reindrängen lassen.“)

Was sagt man dazu? Selbstredend hat Goetz nicht ganz recht, der Mensch manipuliert immer, nämlich in jedem Fall unbewußt, weil er, der Mensch, Wünsche und Bedürfnisse und Triebe und so weiter hat, klar, aber bewußt zu manipulieren ist wohl kaum jedermannsfraus Sache, auch wenn man das, das Nichtmanipulierenwollen, nicht mit Wehrlosigkeit oder Handlungsunfähigkeit verwechseln darf, sondern als Ausdruck einer besonderen Form des Ich-Bewußtseins zu sehen hat, meiner Ansicht nach jedenfalls, die das Vorabfestlegenwollen des Anderermenschenverhalten nicht nötig hat. Manipulative Menschen haben demgemäß womöglich einfach mehr Angst vor anderen Menschen und neigen dazu, deswegen die eigene Position manipulativ-agierend zu stärken und diese also durch entsprechende Handlungen anderer abzusichern, und zwar nicht nur mit dem unmittelbaren Manipulierergebnis selbst, sondern auch peu á peu und im Laufe der Zeit mit dem längerfristig daraus resultierenden Ertrag, denn wenn ich schon manipuliere, dann darf es sich ja ruhig auch ordentlich lohnen, sagt der Erzkapitalist, lächelt seinen Untertanen zu und befiehlt ihnen, ein schönes Wochenende zu haben. In diesem Sinne, ein schönes Wochenende!

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