Verschlagwortung ist ein brutaler Begriff, doch findet sich eben diese allüberall, naturgemäß in den Überschriften von Zeitungs- und sonstigen Artikeln, aber mitunter auch und dies nicht selten in den Texten selbst, denn das kluge Schreiberlein von vor allem Online-Texten weiß um die Wirkung dieser Worte. Sascha Lobo zum Beispiel, der ja selbst ein Schlagwort ist, beendet seine Artikel im Käseblatt für Möchtegernintellektuelle meist mit einem zaghaft ironischen tl; dr, too long; didn’t read, und einer folgenden Krzzsmmnfssng, in der die Schlagworte sich gegenseitig auf die Füße treten. Wer also nicht ausführlich informiert werden möchte, soll wenigstens ein paar Schlagworte vor den Deetz und um die Ohren geschlagen bekommen, so wie in den öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn so ein Doofkopp einem sein Boulevardblättchen mit den Balkenüberschriften präsentiert, während man selbst Jean Paul oder Thomas Pynchon oder so liest, auf jeden Fall aber schön dicke Bücher, falls es zum Klassenkampf kommt. Só, jetzt habe ich pflichtschuldig ein paar Schlagworte in meinen Text gepackt, und damit soll es auch sein Bewenden haben.
PS: besagter Lobo macht übrigens hier eine Ausnahme und ruft der Leserschaft am Ende seines Textes ein too short, didn’t read; zu, und zwar aus triftigen Gründen, denn manches verlangt eben doch Länge.