Ubi nihil vales, ibi nihil velis

Die Leipziger Buchmesse habe ich vollkommen ignoriert – so lange mich keiner dahin einlädt, fahre ich da nicht mehr hin. Wie sagte noch der völlig aus der Mode gekommene Philosoph Arnold Geulincx: Ubi nihil vales, ibi nihil velis. (Wo du nichts giltst, hast du nichts zu suchen) Und schon bin ich wieder bei Samuel Beckett, der wohl ganz sicher ein Gespür dafür hatte, wo er nicht hingehört. Grad aber deswegen, weil man als Künstler an vielen Orten nichts zu suchen hat, ist es die ureigenste Aufgabe eines jeden Schriftstellers, sich die paar Menschen zusammenzusuchen, die Literatur eben nicht so gut wie ausschließlich nach kaufmännischen Kriterien beurteilen, so wie dies nach der damaligen Machtübernahme durch Rot-Grün und der fortgesetzten Durchsetzung neoliberalen Gedankenguts ja ganz offensichtlich immer mehr Usus geworden ist. (Und nicht nur im Kulturbereich, man denke nur an den medizinischen Bereich, die Pflege der Kranken und Alten, an die zu geringen Löhne viel zu vieler Menschen und die für ein Leben in Würde nicht ausreichende Höhe der Hartz-IV-Bezüge, et cetera pp. Bedenkt man dann noch, dass seit dem Ende des letzten Jahrhunderts die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer geworden sind, dürfte einem jeden klar sein, wohin die Reise geht.) Überhaupt, so wenig Politik als unmittelbarer Gegenstand in der Kunst etwas zu suchen hat, so sehr ist es der Kunst als solcher inhärent, das auf Ausbeutung und Gängelung des Individuums und gleichzeitiger Unterdrückung individueller Entfaltung aufbauende Menschenbild zu bekämpfen – denn wer sich nicht scheut weiterzudenken, der wird ohnehin klar erkennen, dass eben diese auf Benutzung und Ausbeutung des Einzelnen beruhende Ideologie, vor allem auch zunächst bezogen auf die sozusagen „eigenen Leute“, im Faschismus, im Kommunismus und auch in allen Formen der Sozialdemokratie nahezu die selbe ist. Kein Künstler kann da mittun, ohne sein Werk von innen her auszuhöhlen und am Ende zu entwerten, ganz gleich, welchen „Wert“ es da draußen in der Welt darstellt. Howgh!

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