Das Staunen als solches steht ja nicht am Ende eines Lebens, eines Prozesses, sondern zunächst am Anfang – doch wenn am Ende immer noch oder gar wie zum ersten Mal gestaunt wird, dann ist das eben eine besonders runde Sache, so etwas wie die Wiederholung des Immergleichen. Für Künstler ist das Ende des Lebens allerdings immer besonders diffizil, denn die sich lebenslang stellende Frage, ob man denn in seinem Werk weiterlebt, steht dann plötzlich, ohne dass man selbst es noch bemerkt, an. Die Liste der vergessenen Künstler ist ja von einer immensen Kürze, wenn man bei einer leeren Liste überhaupt von einer solchen sprechen will, ergo es also nur einer oder eine auf die Liste der Nichtvergessenen schafft, der oder die dem eigenen Werk einen Zündfunken mitzugeben weiß. Dafür aber gibt es kein Rezept, es sei denn, man hat zu Lebzeiten Figuren zum Leben erweckt, die das dann einfach für einen erledigen, zum Beispiel indem sie ein Beckett-Foto mit einem frischen beckettschen Text versehen.
Beckett erhielt 1969 den Nobelpreis und zog sich völlig zurück. Als er 1989 starb, waren die Leute erstaunt, dass er noch lebte.
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