Die alarmierenden Meldungen, dass da draußen kaum ein anspruchsvolles Lesepublikum übrig sei und es zudem auch noch in naher Zukunft ganz aussterben werde, sind grad in Mode in den Zeitungen. Leider aber scheinen sie die Wahrheit zu beleuchten. (Ich merkte dazu bereits etwas an. =>) Die Hochzeiten der Oper aber oder die des Spielfilms sind schließlich auch einmal zuende gegangen, warum also nicht auch die der anspruchsvollen Literatur? Fragt man sich. Gute, neue Opern sind also die absolute Ausnahme, ebenso wie neue, gute Spielfilme. Wie aber mit dem oben angedeuteten Umstand der Verflachung der aktuellen, zeitgenössischen Literaturwelt umgehen als ein Schreibender, vor allem als einer, der die besagte Hochzeit der Literatur ohnehin in den generationen- und epocheübergreifenden Zeitraum von Ende des 18. Jahrhunderts bis 1989 ansiedelt? So wäre man, ist man ja ohnehin zu spät dran, allerdings aber auch noch nicht tot oder uralt … will sagen, anstatt rumzujammern oder sich dem Diktat der Verlage und deren Programmleitungshippstern zu unterwerfen, ist schreiben angesagt, erzählen, erfinden, Ingangsetzen von Sprache – ganz gleich, ob da draußen noch etwas oder jemand ist. Schließlich ist man frei zu tun, was man will. Freiheit bekommt man nicht gewährt, man nimmt sie sich. Und trägt die Konsequenzen. Peter Handke drückt dies ganz einfach aus: „Ein Künstler ist nicht beschränkt. Ein Künstler ist grenzenlos.“ So isses!
Zitat aus: Peter Handke im Gespräch mit Katja Gasser.
Gespräch zwischen Peter Handke und Katja Gasser in der österreichischen Botschaft in Paris.
ORF-Sendung ‚Das ganze Interview‘, ausgestrahlt am 03.03.2016.