Biertrinken statt Bachmannpreisgucken

Literarische Texte sollten gelesen werden, statt gegeneinander ins Feld zu ziehen. Nichts gegen Veranstaltungen, in denen sich geneigte Bürger und Bürgerinnen von anderen Erwachsenen etwas vorlesen lassen. Der strikte Wettbewerbscharakter des Bachmannpreises jedoch schadet der Literatur als solcher ganz offensichtlich, denn die Preisgelder geben dem ganzen Prozedere eine dezidiert kommerzielle Note, und dies in Zeiten der Durchkommerzialisierung des gesamten öffentlichen, privaten und intimen Raumes. Anstatt all das woher auch immer stammende Geld gleichmäßig an alle Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu verteilen und die Gewinner überdies mit einem schönen Pokal auszustatten, tut man so, als könne man den einen Text gleichsam verbindlich über den anderen stellen. Überdies ist leider zu konstatieren, dass diejenigen, die beim Bachmannpreiswettbewerb leer ausgehen, als Verlierer abgestempelt sind und oft jahrelang unter den Folgen dieser öffentlichen Demütigung zu leiden haben. So ist es kein Wunder, dass die Tage des Bachmannpreiswettbewerbs für mich die einzige Zeit des Jahres sind, in der ich mich nicht mit Literatur beschäftige, sondern auch mal mit anderen schönen Dingen. Das dazu.

Norbert W. Schlinkert. Biertrinken statt Bachmannpreisgucken.

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