Franz Kafka ist in aller Munde, und so sieht er inzwischen auch aus

Seit etwa den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts sind schubweise ganze Generationen von Literaturwissenschaftlern nahezu aller Länder über Franz Kafka hergefallen und haben ihn zermalmt. Es spricht für seine Schriften, dass sie das überlebt haben. Robert Walser oder Emmy Hennings ist eine solche Prozedur erspart geblieben, tot sind sie inzwischen natürlich trotzdem, während ihre Schriften ebenso lesenwert sind wie die Kafkas. Was will ich damit sagen? Tja, das wüssten Sie wohl gerne! Vielleicht will ich damit gesagt haben, wie unanständig es zuweilen anmutet, wenn sich studierte Künstler aller Genres den Kafka (anlässlich des hundertsten Todestages) nun einverleiben, um ihn verkünstelt wieder in diese unsere Welt zu kaprizieren, als Film- und Hörspiel- und Comicfigur, wie auch immer, wobei es besonders auffallen mag, dass man den Kafka mit Gewalt am Kopf packt und brutal zwischen die Zeilen seiner Texte schiebt, ja ihn geradezu hineinhämmert, so dass am Ende nichts weiter zu erkennen ist als ein Buchstabenbrei, man also konstatieren darf, nun auch die Texte Kafkas zermalmt zu haben. Fällt euch nichts Anderes ein, ihr schwachmatischen Schmarotzer, als aus Kafka nach Gutdünken ein Label zu machen, nur um die eigene Karriere zu befeuern und Geld mit fremden Ideen zu verdienen? Wohlwissend, dass von nun an die Menschen da draußen eher weniger als mehr von Kafka lesen werden, ja dass manch einer ihn gar nicht wird lesen können, weil die Texte die fremdgemachten Erwartungen nicht erfüllen können, weil sie nämlich, Obacht!, ohne ihren Schöpfer blank und bloß und unveränderbar in der Welt da draußen um ihr Überleben kämpfen und zudem sich wehren müssen gegen solche Schädlinge, wie ihr es seid, ihr Kafkaausweider. Kunstwerke sind Nestflüchter, merkt euch das, also lasst sie einfach in Ruhe! Ihr Parasiten!

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