Das Schreiben eines Romans ist nichts anderes als eine Form des Krieges mit und damit auch gegen sich selbst. Der Krieg mit Verlegern und Kritikern kann somit nur begonnen werden, wenn der allem zugrundeliegende gewonnen ist. Doch eben dies ist unmöglich, was nicht heißen soll, es sei denkbar, diesen Krieg mirnichtsdirnichts verlorenzugeben. Christian Morgenstern schreibt im Jahr 1906 an Robert Walser: „Nicht nur aber sein erster und sein bester sondern auch sein unnachsichtigster Leser zu sein, halte ich für ein Grundprinzip jedes Schriftstellers.“ (Robert Walser: Briefe. st 488. S.42f.) Das sehe ich ebenso, so daß die Haubitzerei unbedingt auch zu den handwerklichen Fähigkeiten des Autors zu gehören hat. Eben dieser Robert Walser hatte eine Neigung, Texte, die er für nicht gelungen erachtete, zu vernichten, was viele Leser als schade empfinden mögen, während ich als Leser dem verehrten Herrn Walser dafür danke. Ich selbst vernichtete letztens erst frühe, teils umfangreiche Manuskripte und fühle mich befreit. Man danke mir also, auch wenn es nicht die Hauptaufgabe eines Schriftstellers ist, sich befreit (oder sauwohl) zu fühlen, doch ich benötigte für meinen aktuellen Krieg um meinen Roman Kraft, besonders da nun die letzten Schlachten zu schlagen sind. Dann erst kommt der angesprochene Krieg mit denen da draußen, und ich sage jetzt schon, daß mir der Untertitel, „Gegenwartsroman“, zugleich Genrebezeichnung und heilig ist. Das kann ja heiter werden.
Das Schreiben von Romanen (6)
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