Innen ist mächtig was los. Nicht nur im Staate, in dem ja immer irgendwie etwas faul ist, nein, ich meine im eigenen Innen. Da ist zum Beispiel dieser Schweinehund, der dauernd zu überwinden ist, angeblich. Ein ewiger Kampf. Außerdem scheint es dort auch ohnedies immer Bewegung zu geben, denn wie oft muß man nicht etwas sacken lassen, während einem in anderen Fällen die Galle hochkommt. Gelegentlich hört man auch Klagen über eine innere Leere, so als sei das Innere, die Seele, wenn sie denn allein das Innere ausmacht, ein Flugzeughangar ohne Flugzeuge. Na und, dann sind die eben alle in der Luft, ist doch prima! Apropos Luft: geht mal garnichts, ist der Mensch verstockt, sitzt ihm oft ein Furz quer. Tja ja, das Seelenleben, die Psyche, die innere Befindlichkeit, das Unterbewußtsein, all diese Dinge! Manch einer besitzt sogar ein inneres Kloster, möchte man meinen, denn wie könnte er sich sonst ganz in sich zurückziehen! Solange er wieder aus sich herauskommt, ist das doch eine gute Sache, behaupte ich mal, wenngleich das Außersichsein eines Menschen dann auch wieder nur selten geschätzt wird. In sich selbst festzustecken ist aber natürlich ebensowenig ein schöner Zustand. Was also tun? Das Zwischen suchen? (Zwischen – was für ein, by the way, schönes Wort!) Wo zwischen? Zwischen Gebundenheit und Freiheit, Körperlichkeit und Geistigkeit? Immerhin ergibt sich so eine Spannung, ja mitunter ein poetisches Spannungsverhältnis, etwa wenn der Armenadvokat Siebenkäs in Jean Pauls Roman zu Beginn aus dem Fenster seines Hauses in Kuhschnappel herausragt, weil er Ausschau hält nach seiner Braut, die er diesen Tages erwartet. Mit dem Körper steckt er in Haus, Eigentum, Tradition und Verantwortung, mit dem Kopf, in dem sich die Gedanken und Wünsche tummeln, aber im Freien. Geht das nicht uns allen so? Hängen wir nicht alle irgendwie dazwischen, sind halb drinnen und halb draußen? Für Spannung ist also gesorgt, nicht nur im Roman.
Innenpolitik & Zwischen
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