Lebensfäden

Letzte Woche war ich zu Gast in einem Berliner Salon (oder auf; oder bei?). Ich hörte dort einen sehr interessanten Vortrag von Ekkehart Krippendorf, der größtenteils in freier Rede sein Buch Lebensfäden vorstellte. Wie immer waren viele spannende Menschen dort, man unterhielt sich angeregt über dies und das, unter anderem auch über die schwierige finanzielle Lage vieler Selbständiger und der meisten Künstler. Ich erzählte kurz, daß ich einst mein Dasein als bildender Künstler weitgehend aufgab, um mich fortan dem Schreiben und den Geisteswissenschaften zu widmen. Eine Künstlerin fragte mich: „Und das hast Du einfach so aufgegeben?“ Naja, einfach so nicht, es tat schon weh und tut es immer noch, aber da ich auf quasi altmodische Art und Weise studiert habe (Lesen, Schreiben, Machen und Tun, Feiern …) und zudem noch intensiv literarisch schrieb, Romane, Kurzgeschichten, Hörspiele und so weiter, blieb das Agieren in Sachen bildender Kunst eben auf der Strecke. Was ich an dem Abend nicht sagte war, daß ich damals glaubte oder sogar sicher war, als bildender Künstler den Scheitelpunkt meiner Möglichkeiten erreicht zu haben, so daß es mir seltsam schien, ein Leben lang nur in der oberen Mittelklasse mitzuschwimmen. Ich brannte auf Neues! Wohin mich das führt, weiß ich noch nicht, doch ich hoffe, den Scheitelpunkt beim Schreiben nicht zu früh zu erreichen, denn auf einem Grat steht es sich schlecht.

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