Vorgestern fuhr ich mal wieder Zug. Von Dortmund nach Berlin. Von den Städten sieht man ja oft nur die Rückansicht beim Zugfahren, doch immerhin kann man die Landschaften dazwischen genießen. Denkt man sich so. Doch während eine Stadt wie Dortmund im Sommer an vielen Stellen so wirkt, als würde die Natur nur darauf warten, daß ein Streik der Stadtwerke freie Bahn für die Überwucherung schafft, besteht die aus dem Zug zu betrachtende Landschaft in Wirklichkeit überwiegend aus industrialisierter Landwirtschaft und industrialisiertem Wald. Kein Wunder, daß sich die Tierwelt in die Städte aufmacht. Wie komme ich drauf? Ach ja, die „Winterreise„. Ich beschäftige mich also mal wieder mit der Zeit von etwa 1800 an, vor der Erfindung und Durchsetzung der Eisenbahn, in der die Menschen mit der Kutsche fuhren oder, wenn sie sich das nicht leisten konnten, zu Fuß gingen. Wanderungen über Wochen, um etwa eine Stelle als Hauslehrer zu übernehmen, waren nicht selten, man liest oft davon. Mit Romantik aber hatte das in dieser Zeit nicht immer viel zu tun, nicht nur wegen der Gefahren durch Wetter und Bösewichte, denn auch die Natur hatte schon damals einen schweren Stand, waren doch die Wälder in Deutschland in vielen Bereichen so gut wie abgeholzt. Der Schwarzwald ohne Wald? In der Tat! Immerhin hat man sich dann auf die nachhaltige Forstwirtschaft besonnen und Zustände wie in Irland oder Griechenland vermieden. Also fahren wir auch durch Wälder, wenn wir fahren, denn der Deutsche liebt seinen Wald ebenso sehr wie seine Baumärkte – er ist, von Grund auf, romantisch gesinnt. Oder auch nicht.
Dschungeliges Grün und Industrie
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