Nun also hat der Wartezustand ein Ende gefunden und sich selbst in den Anfang verbissen. Die neue Website ist da! Das Warten ist ja eine geistige Bewegung von etwas weg, dem Warten, zu etwas hin, dem Erwarteten. Warten ist somit Stillstand und Bewegung, so wie das Fahrradfahren Stillstand und Bewegung ist. Friedhelm Rathjen schreibt in seinem Aufsatz ‚Becketts Fahrräder‘: „Vielmehr müssen wir Becketts Fahrrad als eine Art Unendlichkeitsmaschine betrachten […]: der Radfahrer bewegt sich – in Relation zur Landschaft – kontinuierlich voran, aber er tritt – in Relation zur von ihm bewegten Maschine – immer auf der Stelle. Laufräder, Zahnkränze und Kette bewegen sich unablässig voran und verändern sich doch nicht, weil sie endlos sind. Alle Einzelbewegung ist in Zyklen eingebunden und führt wieder auf den Ursprung zurück, was folglich heißt, daß diese Abläufe prinzipiell unendlich sind.“ (In: ders.: ‚weder noch. Aufsätze zu Samuel Beckett‘. Scheeßel 2005. S.39.)
Das Warten (Stillstand) halte ich für absichtliches Versäumen von Möglichkeiten; Geduld (Bewegung) wäre etwas anderes.
Schön, dass es nun geklappt hat mit der Blogfunktion!
Ich freue mich auf spannende Gespräche.
Lieber Kienspan,
ich kam auf das Thema des Wartens nicht nur wegen der Verzögerung bei der neuen Website, sondern auch, weil ich mich in der letzten Zeit wieder intensiv mit Samuel Beckett beschäftigt habe. In dessen Texten sind ja das Warten und die Wiederholung (des Immergleichen) ständig präsent. Daß das Warten ein absichtliches Versäumen von Möglichkeiten sein kann (ein Verharren in Handlungsunmöglichkeit), ist unbestreitbar, dennoch aber kann es auch sein, daß die Möglichkeiten zu einem kommen, wenn man geduldig wartet, etwa auf Rettung (oder auf Godot, der nicht kommen wird, solange allein das Warten selbst Lebensinhalt ist).
Das mit der Blogfunktion ist eine schöne Ergänzung zu den anderen Möglichkeiten (ANH, TT), ich muß nur noch ein paar technische Unwägbarkeiten in den Griff bekommen. Aber das wird schon.