Mit dem Schreiben von Romanen allein ist es nicht getan. Geld muß ins Spiel kommen, und zwar weniger das Geld, das für die Publikation flüssig gemacht wird, als vielmehr jenes, welches verdient werden kann. Der Autor selbst hat seinen Spaß ja schon gehabt, der sollte sich gefälligst hinten anstellen, aber all die anderen fleißigen Tierchen wollen schon davon leben können. Das ist natürlich richtig so, allein deswegen, weil ein Autor, der im Wohlstand lebt, immer schlechtere Bücher schreiben wird – das ist ein Naturmarktgesetz. Das heißt natürlich nicht, ein armer Autor schreibe quasi automatisch gute Romane, denn sind wir mal ehrlich, wer kann das schon! Während das Schreiben von Kurzgeschichten, Erzählungen und Novellen zwar nicht einfach, aber erlernbar ist, handelt es sich beim Roman um die Königsdisziplin, die Langstrecke – da reicht es nicht, eine Kette von Kurzgeschichten als Roman auszugeben, selbst wenn der gemeine Leser das nicht merken sollte.
Was soll ich daraus schließen? Am ehestens vielleicht, daß der Roman als solcher in Konkurrenz steht zu Texten, die sich auch Roman nennen, aber schneller und leichter hergestellt werden können? Das hätte Vorteile, denn auf der einen Seite entstünden in Serienfertigung und damit in ausreichender Menge leichtgewichtige Werke von meist jüngeren und perfekt vernetzten Autoren, die von Ausnahmen abgesehen von sich selbst berichten, während die schon Älteren jahrelang an ihrem Roman arbeiten und dabei zunehmend verarmen und vereinsamen und auch immer verzweifelter werden, was dem Werk nur nützen kann, selbst wenn sie sich selbst aus dem Spiel lassen. Gelingt ein Werk trotzdem nicht, merkt es ja keiner! Alles wunderbar also? Ja, natürlich! Alles wunderbar!
Lieber Norbert, ich amüsiere mich immer sehr über Ihre kauzigen Anmerkungen zur Romanschreiberei. Wobei das als Kompliment zu verstehen ist: nach Abschluss meines letzten Romans wurde mir klar, dass nur unverhohlene Exzentrik einen kleinen Ausgleich zu den Mühen bietet, die das Schreiben so mit sich bringt. An der arbeite ich jetzt. Fällt mir nicht allzu schwer, ehrlich gesagt. Mir kam sogar bereits der Gedanke, dass Exzentrik ohne Romaneschreiben weitaus angenehmer wäre, doch das ist gefährliches Territorium: Vergnügen nicht als Belohnung, sondern als Selbstzweck? Da tun sich Abgründe auf…
Herzliche Grüße!
Phyllis
Liebe Phyllis, für Exzentrik ist Berlin der falsche Ort, seien Sie froh, das ihrerorts ausleben zu können. Ich war eben spazieren im Horrorländle Prenzlauer Berg, da sieht’s immer mehr aus wie auf diesen Computeranimationen der Architekten und Stadtraumplaner mit diesen gestutzten Bäumen und den vermeintlich unordentlich verstreuten Bürgersfamilien (Vatermutterkindkinderwagenundhund) plus skateboardfahrende brave Jugendliche. So gesehen wäre Exzentrik natürlich wieder möglich, etwa indem man seinen Molch (bei Regenwetter) oder sein Wildschwein (während der Trüffelsaison) ausführt.
Jaaa, das Romanschreiben. Ich habe noch bis Ende Februar Zeit, meinen Roman in der Erstfassung fertigzustellen, und dann hätte ich natürlich auch gerne eine Belohnung für die Mühen der Welterschaffung, denn was ist das Schreiben eines Romans anderes als eben dies. Aus der Wüstenleere entspringt so manches. Sie haben ja wenigstens schon einen Verlag, in den Ihr Roman gut hineinpaßt; ich hoffe, der Verlag für meinen Roman hat sich wenigstens schon gründen lassen. Nunja, ich bleibe optimistisch und schreibe immer weiter, immer weiter, das ist im Moment exzentrisch genug. Und natürlich freu ich mich, wenn es gerne gelesen wird, ohne daß es deswegen zu selbstbezweckenden Vergnügungen kommen muß. Abgründe übrigens gibt es meiner Ansicht nach nur im Singular, nämlich als Abgrund der Wahrheit, der tief ist und schwarz. Vielleicht fallen wir alle g’rade da rein! Ob dieser Aussichten optimistisch & herzlich grüßend!