Ist es möglich, aus Mißtrauen Literatur zu machen?

Die Antwort ist klar und deutlich, nein. So wenig, wie man aus Krach oder feuchter Luft Literatur machen kann. Dennoch reizt es mich, es einmal mit dem Mißtrauen zu versuchen, und siehe da, es funktioniert. Eine kleine, feine Geschichte ist daraus entstanden, in der der Protagonist in eine Falle gelockt wird. Einmal darin tut er nichts anderes als wie vermeintlich gewünscht seine eigenen, ehrlichen Ansichten eine literarische Arbeit betreffend zum besten zu geben, doch das hilft nichts, denn alles was er sagt und als Anregung in den Raum stellt wird ihm als Verrat und Betrug und als Absicht, zu schaden, ausgelegt und also gegen ihn verwendet. Er, der Protagonist, noch keineswegs zu der Überzeugung gelangt, er sei überhaupt in eine Falle geraten, berichtet dann dem ein oder anderen Menschen von der ganzen Angelegenheit, wird schon wieder, ein Mißverständnis, einfach mal abwarten, sagen die meisten, das denkt er auch selbst, denn die nun von der anderen Seite geäußerte Ansicht, er habe bewußt einen Schaden anrichten wollen, ist falsch, weiß er, doch nichts dergleichen geschieht. Eine Falle also, sehr geschickt gemacht, muß man sagen, Hut ab!, was schon daran zu erkennen ist, daß ich erst jetzt, denkt der Protagonist schließlich also, darauf verfalle, ja, verfalle, dies könne doch ohne weiteres eine Falle gewesen sein, um mich loszuwerden, abzuservieren, zu streichen. Darüber ist nachzudenken, denkt der Protagonist, denn immerhin hat man mir das zugetraut, das mit dem Schadenwollen, mir also auf schönste Art und Weise mißtraut, ohne daß ich selbst dies ahnte oder selbst auch nur einen mißtrauischen Gedanken hatte. Mannomann, da dachte ich doch bisher immer, denkt der Protagonist, ich sei so scharfsinnig, und dann dies! Oder sollte ich nun selbst dem Mißtrauen verfallen sein? Denn vielleicht war es doch keine Falle, sondern einfach eine dumme Idee, die nicht funktioniert hat, aus Gründen, die ich, denkt der Protagonist, nicht kenne und nicht zu verantworten habe. Tja, auch möglich, und außerdem ist Mißtrauen ein schlimmer Virus, den ich nicht haben will, denkt der Protagonist am Ende der kleinen Geschichte, als ihm endlich klar wird, daß man aus Mißtrauen eben doch keine Literatur machen kann. Puh, noch einmal Glück gehabt, sagt er sich schließlich und zerreißt die frisch beschriebenen Blätter. Wie sehr man doch aufpassen muß!

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