Figuren, die sich tummeln

Die kleinen Stimmen, die, die nicht gehört werden, dringen durch, besonders in der Literatur und durch die Literatur und durch die Literatur hindurch. In einem Kommentar schrieb die Mützenfalterin: „für mich ganz persönlich ist literatur ein unentwegter dialog, in dem auch [und häufig gerade!] die kleinen stimmen zählen.“ Wie wahr. Eben diese Erfahrung habe ich beim Schreiben des nun in der ersten Fassung fertiggestellten Romans gemacht, denn es wurde über die gut drei Jahre immer deutlicher, daß die kleine Stimme einer kleinen Nebenfigur ein immer größeres Gewicht im Romanganzen bekam, während die an sich gewichtigere Stimme der vermeintlichen Hauptperson sich wie von selbst ein wenig zurücknahm. Ja, tatsächlich, wie von selbst, „denn ein Dichter, der überlegen muß, ob er einen Charakter in einem gegebenen Fall Ja oder Nein zu sagen lassen habe, werf’ ihn weg, es ist eine dumme Leiche.” Dies schrieb ganz richtig Jean Paul im § 57 seiner Vorschule der Ästhetik, und eben diese Erfahrung ist es, die mir das Schreiben bei aller Anstrengung zu einer lustvollen Arbeit macht, denn ich habe schreibend auf der einen Seite alles in der Hand, während ich auf der anderen Seite mehr oder weniger kraftvolle Charaktere habe, die ihr Recht durchzusetzen wissen, oder eben auch nicht. So tummeln sich all die kleinen und großen Stimmen, sie lieben und kabbeln sich, bringen sich um oder retten sich gegenseitig das Leben. Wie in echt. Wunderbar, diese Literatur!   

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