Ist das Teufelchen geduldiger als ich?

Es ist nichts weiter als eine Stimme, die aus dem Nichts kommt. Also gut, Stimme aus dem Nichts: Halt‘ die Klappe! Leider funktioniert das nicht, sie wird weder leiser noch lauter, weder eindringlicher noch unauffälliger, sie sagt einfach immer nur das Selbe. Niemand wird Deinen Roman, sagt die Stimme, verlegen wollen, warum quälst Du Dich so mit ein, zwei Sätzen oder Formulierungen, mit der Zeitschiene und den Anschlüssen und dem ganzen Kram – es lohnt sich nicht! Ich sage dann, daß der Text des Romans mir selbst beim Überarbeiten Spaß macht, ich lese ihn gerne, sage ich, doch das Teufelchen behauptet einfach, ich löge mir in die eigene Tasche. Sowas! Dann sagt das Teufelchen noch, ich könne mir doch alles selber ausrechnen, denn selbst wenn ein Verleger so verrückt wäre, meinen Roman zu verlegen, wer würde ihn kaufen? Und selbst wenn einer den Roman kaufte, würde er ihn dann lesen? Wohl kaum, sagt das Teufelchen. Ich widerspreche natürlich, doch jetzt behauptet es sogar, ich machte mich lächerlich, alle würden das sehen. Da werde ich natürlich wütend und schrei das Teufelchen an, doch es lächelt und fragt ganz süffisant, mit wem ich denn glaube zu reden. So weit sei es mit mir schon gekommen! Wer diesen Wettstreit wohl gewinnen wird?

Dieser Beitrag wurde unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf Ist das Teufelchen geduldiger als ich?

  1. D i e s e r Teufel ist ein Rumtreiber. In meinem Kopf tummelt er sich auch, der Höllenfurz!

    Was (mir) als Einrede gegen sein Geschwätz und seine Einflüsterungen hilft, ist immer wieder dieses Mantra: Ich will schreiben, nicht Schriftstellerin s e i n. Damit rechnet er nicht (jedenfalls bei mir nicht 😉 ). Er macht einen fertig, weil er glaubt, er könne einem an die Existenz gehen mit seinem Generve. Wenn ihm das entzogen wird, weil es nicht um das Streben nach einer „Seins-Weise“ geht, sondern danach zu handeln (etwas „zu machen“), fällt ihm nix mehr ein (wenigstens für eine Weile).

    Der Clown ist das Teufelchen selbst, denn was hat der schon fertig gebracht??? Die lächerlichsten Figuren sind übrigens immer die, die sich ganz ernst nehmen.

    Liebe Grüße

    M.

  2. Liebe Melusine,
    das starre Sein, die von außen betrachtet feststehende Existenz als was auch immer, reizt das Teufelchen wohl am meisten. Da haben sie recht! Wahrscheinlich wird meines auch wieder kleinlaut, wenn ich erstmal wieder an der Geschichte, die ich erzählen will, w i r k l i c h arbeite. Unter Umständen muß ich vorher noch etwas Nichtliterarisches tun, Essen, Rauchen oder Rennradfahren (oder Putzen – puh), aber dann geht’s wieder los! Wird schon schiefgehen!

    Mit lieben Grüßen!
    Norbert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert