Förderung muß jung sein

Ich sei eben verspätet, und das bliebe dann wohl auch so! So wurde mir gesagt. Das kommt davon, wenn man sich in Nebensätzen zu seinen Plänen äußert, nämlich unter anderem zu dem nun zu vollziehenden Abschluß meines Romans. Hätte ich bloß nichts gesagt! Immerhin, der Gesprächspartner nickte anerkennend mit dem Kopf, als ich erwähnte, ich habe 2010 ein Stipendium im Künstlerdorf Schöppingen erhalten, wo ich intensiv am Roman habe arbeiten können. Ich versuchte, als das Nicken kein Ende nehmen wollte, das Thema auf Fußball zu lenken, indes vergebens, denn nun wurde mir erklärt, es habe allerdings schon seinen Sinn, daß ganz wesentlich junge Autoren und Autorinnen gefördert würden, wenngleich es für mich und andere Nachzügler doch wohl dennoch die ein oder andere Fördermöglichkeit gäbe. Er selbst jedenfalls studiere immer die relevanten Listen mit den Geförderten, um auf dem neuesten Stand zu sein, was die Lektüre angehe, denn alt sei er ja selbst, und da lese er doch lieber die lebendigen Jungen und natürlich die alten Toten, und ob ich zum Beispiel diesen Roman von Aléa Torik gelesen habe, die ja von der Stiftung Preußische Seehandlung gefördert würde, da wäre doch deutlich zu sehen, wer wie und warum förderungswürdig sei, denn Förderung müsse jung sein, müsse Zukunft haben, und da bräuchte ich mich doch mit meiner Vita überhaupt nicht zu bewerben, das müsse ich doch einsehen, in meinem Alter, er bewundere zwar mein Durchhaltevermögen, nichts für ungut, aber so laufe es nun mal … – Kennen Sie das? Die passenden Erwiderungen fallen einem immer zu spät ein.

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4 Antworten auf Förderung muß jung sein

  1. Krix sagt:

    von der preußischen Seehandlung? Ehrlich? Schnell antworten, ich fall sonst vom Stuhl

  2. Ich wäre ja auch nicht drauf gekommen, aber nachdem es mir erzählt worden ist, wollte ich natürlich wissen, ob es stimmt. Und da steht’s: http://www.stiftung-seehandlung.de/foerderprojekte-2012-auswahl/

  3. Krix sagt:

    Genial..die Preußen, man denkt immer sie wären ausgestorben, aber sie sind immer noch da…aber wollen sie von so was gefördert werden, im übrigen, lesen Sie mal „Wer ist Martha“ das ist die reinste Zauberei.

    Die Torkis hatte ja mal zu Borges geschrieben „zu dieser Zeit war er leider schon blind“ das ist als Satz für eine Bürokauffrau völlig in Ordnung,
    als Literatin klingt es peinlich, finde ich.

  4. Also wenn die Preußen kämen und mich unbedingt fördern wollten, würde ich wohl nicht nein sagen, das wäre ja unhöflich. Den Torik-Roman habe ich übrigens gar nicht gelesen, habe aber dennoch selbstredend nichts gegen zu recht geförderte junge Literaten, die gute Bücher schreiben. Letztens las ich erst mit einigem Genuß „Webers Protokoll“ von Nora Bossong und „Die komische Frau“ von Ricarda Junge. Marjana Gaponenko werde ich mir mal vormerken.

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