Reinewech zum Kotzen: so erscheint mir im Moment meine Lage. Kein Grund natürlich, die Arbeit einzustellen, eher im Gegenteil, denn ohne meine Arbeit verlöre meine Lage jeden Belang für mich. Die Wohnung hat sich bereits auf die winterüblichen 16° Celsius runtergekühlt, das ging schnell dieses Jahr (grad bemerke ich, daß die immer heißen Heizkörperzuleitungsrohre eiskalt sind, rufe also an deswegen und höre, es wird bereits daran gearbeitet), dafür konnte ich aber den Kühlschrank bereits ausstellen und die Kisten auf dem Balkon mit Frischkäse, Pflaumenmus, Saft und Milch bestücken – der Bundesumweltminister ist sicher stolz auf mich. Bei Dauerfrost muß ich den Kühlschrank dann natürlich wieder anwerfen und eventuell, wenn es wirklich zu kalt wird in der Wohnung, auch den Wohn-, Schlaf-, und Arbeitsraum heizen, was natürlich nur ein Raum ist. Ich kenne einige, die im Winter gerne in der Bibliothek arbeiten, um nicht so viel heizen zu müssen, doch das kann ich leider nur dann tun, wenn ich überwiegend zu lesen habe, denn beim Schreiben und Überarbeiten lese ich oft laut mit und fluche und murmele, schlage die Hände über dem Kopf zusammen und so weiter – kein verträgliches Verhalten für eine Bibliothek. Auch heute sitze ich am Typoskript des Romans in eben dieser Weise und noch dazu seit über einer Stunde an der ersten Seite des zweiten Kapitels, doch auch diese Seite muß so gut wie irgend möglich werden, selbst wenn ich weiß, daß ich mich schließlich noch einmal ranmachen werde, am Ende – denn wenn ich auch wüßte, daß morgen die Welt unterginge, so würde ich doch heute noch einen Satz zuendefeilen. Nu‘ aber weiter im Text.
Reinewech zum Kotzen!
Dieser Beitrag wurde unter NACHRICHTEN aus den PRENZLAUER BERGEN! veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.