Nichtsdestowenigertrotzalledem! (II)

Ich will ja nicht irgendeinen Roman abliefern, sondern den mir bestmöglichen! Klar, was sonst! Es kommt auf jeden Satz an, aber auch auf Stimmigkeit über die gesamte Distanz, darauf, eine Welt zu entfalten. Konzessionen an den vermeintlichen Zeitgeschmack werde ich auch bei dieser nun wirklich letzten Bearbeitung des Gesamttextes nicht machen. Der Text wird allerdings länger werden, wie es aussieht, er bekommt mehr Schmackes, mehr in die Satzverläufe integrierte wörtliche Rede, mehr Lust und Laune und mehr Leid und Schmerz, denn all dies war beim ersten Schreiben nicht immer auszuführen, ich war ungeduldig und darauf aus, zunächst einmal den in mir ablaufenden „Film“ in Schrift, in Textur zu übertragen, ein tragfähiges Gewebe herzustellen. Jetzt aber, wo Fleisch dran kommt, fange ich an, den Text wirklich zu lieben, mit ihm zu sein, zu spüren, welche Wucht von ihm ausgeht. Es ist noch viel konzentrierte Arbeit zu leisten, die ich mir selbst schuldig bin – also weiter im Text! 

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2 Antworten auf Nichtsdestowenigertrotzalledem! (II)

  1. Sonja sagt:

    …wo Fleisch dran kommt…
    Den Ausdruck kannte ich bis dato nicht.
    Treffende Umschreibung von der Überführung trockener in lebhaft sprudelnd fantasieerzeugende Texte…oder?

  2. Trocken waren die Texte zuvor zwar nicht, sondern eher nur distanzierter den Protagonisten gegenüber, was ich nun in einem letzten Arbeitsgang ändere, indem ich mich mehr einlasse auf deren Befindlichkeiten. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich als Autor zum Geschehen stehe, wie viele Freiheiten den Figuren zukommen, ob ich die Zügel straff halte oder nicht und so weiter. Aber schließlich ist es ein Roman und keine Novelle, da kann und sollte es schon mäandernd zugehen, denke ich. Am Ende fließt alles ohnehin wieder in sich zurück.
    Der Ausdruck „da kommt nun Fleisch dran“ soll ja in erster Linie zeigen, daß nun mehr Leben reinkommt, ich finde ihn (auch als Nichtfleischesser) sehr passend.

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