Seit vier Wochen habe ich keine Tageszeitung mehr – und schon merke ich, daß ich von spektakulären Bankeinbrüchen in Berlin oder Kansas City nichts mehr mitbekomme. Statt der Zeitung, der Süddeutschen, die ich mir nicht mehr leisten kann, lese ich zum Frühstück, ich erwähnte es bereits, Roman, zur Zeit Alfred Döblins Wallenstein. Ich bin noch ganz am Anfang und hab grad mal knapp 170 Seiten gelesen, aber ich muß sagen, morgens um acht in so ein Werk einzutauchen, das prägt den Tag ganz anders als diese Nachrichten, die ohnehin im Kern seit eh und je gleich sind. Außerdem ist so ein Roman preiswerter als eine Qualitätstageszeitung, die mit fast 50 € im Monat zu Buche schlägt. Irgendjemand sagte mir kürzlich, das höre sich zwar teuer an, doch man müsse bedenken, daß man für diesen Betrag doch nun sooo lange auch nicht arbeiten müsse, worauf ich sagte, das käme darauf an, denn wenn man in den letzten dreitausend Jahren mal die Nachrichten verfolgt hat, dann wird klar, das meiste Geld pro Zeiteinheit wird mit Waffen, Drogen und Sex verdient, und um das zu wissen, bräuchte ich keine Zeitung, denn das stünde auch in so manch gutem Roman explizit drin oder ergäbe sich implizit, und außerdem könne man überdies einen Roman nicht nur preiswert antiquarisch erwerben, sondern ihn sich auch noch ohne nennenswerte Kosten leihen, so daß ich also summa summarum zu dem Schluß käme, ganz richtig zu handeln. Der Andere sagte, das sähe er anders, so daß ich mich gezwungen sah, dies hier ganz kostenfrei und ohne den kleinsten monetären Gewinn kundzutun.
What sells?
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