Beim Herumkramen am gestrigen Abend fand ich einen Text – offenbar ein Fragment, mit Schreibmaschine geschrieben, mit ganz vielen kleinen Löchern, zweieinhalb Seiten lang. Ich las und mußte, mich festlesend, feststellen, daß es sich offenbar um ein wunderbares Stück Literatur handelte, ein Kleinod gewissermaßen, voller Witz, Schärfe und mit lebendigen Figuren, und als ich ans Ende des Textes gelangte, dachte ich, möge es doch weiterfließen und mich weiter beschenken. Doch dann bemerkte ich unten auf Seite drei einen Namenszug, nämlich meinen, und da war die Enttäuschung natürlich groß, denn hatte ich doch gedacht, etwas wirklich Gutes entdeckt zu haben. So ein Scheiß!, rief ich ungehalten und verkroch mich wieder in mich.
Ein wunderbares Stück Literatur
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Wow. Dieser Eintrag könnte glatt von mir stammen. Äußerst beunruhigend!
Und durch das Kommentiertwerden wird es noch beunruhigender! Aber hallo!
Aber das ist doch wunderbar, lieber Herr Schlinkert, dieses unverhoffte Maß maximaler Distanz zu sich selber! Ich stand mal in der Kantine an der Essensausgabe und pfiff gedankenverloren so eine Melodie vor mich hin. Toller Ohrwurm, dachte ich, von wem ist das doch gleich…Da dämmerte es mir: verdammt das ist ja von mir selber. Anschließend schmeckte sogar der Kantinenfraß.
Ja, Sie haben ganz recht: ich beschwer mich auch gar nicht mehr und bin jetzt, mit dem nötigen Abstand zur Überraschung, auch ganz froh, mich mal vergessen zu haben. Eigentlich finde ich sogar dauernd solche Sachen, Texte, Zeichnungen, Mischungen aus beidem – muß wohl am Alter liegen!
Am Alter nervt ja nix so sehr wie die Tatsache, dass die Zukunft, von der man einst träumte, schon da ist.
Naja, ich habe schon sehr lange das Gefühl, ganz aktuell in der Zukunft zu leben, so ganz knapp, in Sichtweite zur Gegenwart, sozusagen living on the verge.