Die Maschine zählt, und so ist das jetzt hier der fünfhundertste Beitrag meinereiner seit September 2009. Mitgezählt sind die sogenannten Monatsbriefe, die ich vor Jahren fortlaufend den Monat über schrieb als am Ende einen einzigen Monats-Text (noch zu Zeiten, als das hier noch kein Blog war), aber auch Einwortbeiträge und imgrunde nur schlichte Verlinkungen; meistens aber sind an dieser Stelle der Welt glossenartige Beiträge von hoher Qualität zu finden (die weniger guten bitte ich zu entschuldigen, denn das geht ja gar nicht!) und auch einige Essays. Neigte ich zum Großkotzdasein, so würde ich nun sicherlich daran gehen, die besten meiner Texte gedruckt zu veröffentlichen, das macht man halt so, wenn man Schriftsteller spielen will, denke ich, aber ich denke nicht einmal daran, das selbst zu tun. Auch fällt mir nix Substantielles ein zum Fünfhundertsten, außer vielleicht die Betonung der überlebenswichtigen Wichtigkeit meines kürzlich fertiggestellten Romans, der, anders als die 500, dringend gedruckt zu werden verlangt! Ah! Jetzt fällt mir doch etwas ein, nämlich eine Textstelle, die ich eben las im Tagebuch 1953–1969 von Witold Gombrowicz. Dort heißt es eines freitags: „Kennzeichen der Literatur ist Schärfe. Selbst wenn sie dem Leben gutmütig zulächelt, ist Literatur das Ergebnis einer scharfen, harten Entwicklung ihres Schöpfers. Und der Literatur muß an der Verschärfung des Geisteslebens gelegen sein, (…). / Eine Literatur, die ständig von allerlei Romane und Feuilletons fabrizierenden biederen Tanten aufgeweicht wird, von den Lieferanten der letzten Prosa und Dichtung, von wortgewandten Weichlingen, eine solche Literatur ist in Gefahr, ein weichgekochtes Ei zu werden, statt – wie es ihre Berufung wäre – ein hartgekochtes zu sein.“ So ist es! Danke Herr Witold!
500
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Hart und scharf statt weich und bieder – wer wollte da widersprechen?
Schon gar nicht Ihre heute überaus sittlich gesinnte:
TT
P.s. Glückwunsch zum 500sten!
Vielen Dank!
Und was das Harte und Scharfe betrifft, so schrieb dies Gombrowicz, der übrigens ein excellenter Schriftsteller ist, Anfang der 1950er Jahre. Und was hat sich seitdem geändert? Trotzdem überall Weicheier neben einigen wenigen Harteiern!
Das geniale bei Blogs ist, dass man selber bestimmen kann wer ein Weich und wer ein Hartes Ei hat
Nicht dass ich eine biedere Tante wäre, oder aus Affinität zu eben solchen eine Lanze für sie brechen wollte – aber fragen möcht‘ ich doch, was für ein Frauenbild der harte Herr Gombrowicz (über den, ich gestehe es, ich absolut nichts weiß) hier an den Tag legt. Komisch schon, dass immer wieder Frauen dafür einspringen müssen, wenn’s harten Kerlen an den Kragen geht. Ob persönlich, oder als Anwalt einer in weichspülenden Zeiten vom Untergang bedrohten „echten“ Literatur.
Happy 500!
@Esti: Ob Blogs jemals so hart werden wie gute Literatur? Also wenn, dann eher nur unter ganz speziellen Umständen.
@derdilettant: Sie fragen zurecht, denn das mit den Tanten hört sich (in der deutschen Übersetzung) tatsächlich etwas seltsam an. Allerdings meint Witold Gombrowicz mit den biederen Tanten ganz generell unverständige Literaturkritiker (eher des männlichen Geschlechts), auf die er sich einschoß, nachdem die seine ersten kleinen Veröffentlichungen nicht begriffen haben. In seinem ersten Roman ‚Ferdydurke‚ (grandios komisch und absurd, zugleich aber hintergründig ernst) nimmt er die „Tanten“ dann auch richtig aufs Korn. Und mal im Ernst: wie viele fähige Literaturkritiker finden sich heutzutage hierzulande? Zwei, drei, dreieinhalb?
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HAPPY Birthday
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