Feiertag / Bloomsday

Wissen Sie, heute ist Bloomsday. So einfach ist das. Und nicht nur in Braunschweig, wo ich wegen einiger spannender Veranstaltungen gerne wäre, auch die Zeit wohl hätte, nicht aber die nötigen Penunzen, mich hinzubegeben und dort in adäquater Art und Weise zu verweilen. So geht es den zu Höherem Berufenen oft, auch James Joyce wurde in dieser Hinsicht übel mitgespielt, er hatte nie ausreichend Geld, schenkte der Welt aber destotrotz Unermeßliches in Form von Literatur – und allein aus diesem Grunde bin ich schon immer der Ansicht gewesen, den Bloomsday quasi stellvertretend in Deutschland zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen, zum Festtag des hochwertigen Romans, und dafür ruhig auch einen dieser nervigen christlichen Feiertage zu streichen, die ja schließlich auch nur auf Literatur fußen, nämlich einem antiken Märchen-, Erbauungs- und Benimmbuch. Und wenn man schon mal dabei ist, kann man gleich ein paar muslimische und jüdische Festtage zu gesetzlichen Feiertagen machen: gleiches Recht für alle. Só. Natürlich wäre ich auch gerne in Irland an diesem 16. Juni, wo noch immer viel erzählt und fabuliert wird, auch, und das hätte Joyce in jedem Fall gefallen, gerne mal mit Musik (Corrosive Joseph [Gesang, Gitarre] & Tanna Fischer [Geige, Gesang]) – sehr schön! Haben Sie übrigens gelesen, was Aléa Torik anmerkte zum modernen (deutschen) Roman: „Es hat zu Beginn dieses Jahres in Deutschland eine Diskussion in den Feuilletons gegeben, warum die moderne Literatur so wenig „welthaltig“ ist und im Grunde immer wieder dasselbe erzählt. Ich meine, der Grund dafür ist einfach zu erkennen: weil man von den Autoren authentische Literatur erwartet und weil wir Schriftsteller, wenn wir dem nachkommen, Erfahrungen nicht länger in der Erfindung verdichten müssen, sondern in der bloßen Entsprechung der Realität entleeren. Aber auch Kafka war – seinem Text „Die Verwandlung“ zum Trotz – nie ein riesiges Insekt und würde man seine Texte mit Authentizität konfrontieren – oder mit Insektiziden behandeln – bliebe vom größten Schriftsteller Europas nicht viel übrig: Kafka würde wie eine tote Kakerlake aus dem Bücherregal fallen.“ So isses!

Und hier zur Feier des Tages noch ein Photographie:

Goldene Brandmauer, Prenzlauer Berge, Norbert W. Schlinkert

 

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Eine Antwort auf Feiertag / Bloomsday

  1. Da ich gefragt worden bin, was es denn mit dem verlinkten Musikvideo für eine Bewandtnis hat: mehr als daß da Corrosive Joseph & Tanna Fischer aus Galway/Ireland einen schönen Song auf die Bühne zaubern, weiß ich leider auch nicht.

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